Brexit-Breakdown – in der EU ist es einfach schöner!

Am 23. Juni 2016 änderte sich die Geschichte der Europäischen Union tiefgreifend: Etwa 52 % der Wähler in Großbritannien stimmten für den Austritt aus der EU [1]. Die folgenden Jahre waren durch zähe Verhandlungen, Verschiebungen und mehrere Premierminister geprägt. Die Folgen des Brexits für Großbritannien wie auch für die Europäische Union sind weitreichend: Die Wirtschaft des Vereinigten Königreichs wächst deutlich langsamer. Das Handelsvolumen globaler Unternehmen in Großbritannien nimmt ebenso ab wie der Außenhandel von EU-Staaten mit dem Vereinigten Königreich. Besonders verheerend sind die Folgen für britische Überseegebiete, die sehr stark auf den Außenhandel angewiesen sind [2]. Infolge dieser Turbulenzen haben sich die Vorzeichen für ein hypothetisches Referendum geändert: Mittlerweile würde eine Mehrheit der Briten für einen Wiedereintritt in die EU stimmen [3]. Diese Tendenz zeigt sich auch innerhalb anderer Länder, in denen die Zustimmung zu einem möglichen Austritt aus der EU seit dem Brexit stark abgenommen hat. Am stärksten gesunken sind dabei die Zustimmungswerte in Slowenien und Finnland mit je über 10 %, doch auch in Deutschland ist die Zustimmung zu einem EU-Austritt um über 3 % gesunken [4]. Gerade der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine macht deutlich, wie wichtig es ist, dass sich die europäischen Staaten nicht zerstreiten, sondern als demokratische Wertegemeinschaft näher zusammenrücken und die Ukraine nahezu geschlossen unterstützen. Die Europäische Union ist eine Institution der Freiheit, des Friedens und ein wichtiger Wirtschaftspartner in der globalisierten Welt. Trotzdem ist sie nicht frei von Fehlern. Daher ist unsere Vision die einer föderalen Bundesrepublik Europa, die demokratisch, bürgernah, effizient und transparent arbeitet. Damit kommen wir unserer übergeordneten Idee eines geeinten, vollwertigen Staates Europa mit selbstverwalteten Regionen näher. Wir hoffen sehr, Großbritannien bald wieder als Teil dieser Idee auf unserem gemeinsamen Weg begrüßen zu dürfen. Unsere komplette Vision ist zu finden unter: https://www.pdh.eu/programmatik/bundesrepublik-europa/. [1] Bundeszentrale für politische Bildung, 2021. Vor fünf Jahren: Großbritannien stimmt für den EU-Austritt [2] Stern, 2022. Brexit-Folgen sind so schlimm wie befürchtet [3] Redfield and Wilton Strategies, 2022. Joining or Staying Out of the EU Referendum Voting Intention [4] Irish Times, 2023. Collapse in Support for Leaving EU in Member States since Brexit

78 Jahre Auschwitz-Befreiung – viele Menschen noch immer ungeschützt

Nicht einmal einen einzigen überlebenden Betroffenen konnte die Regierung noch für ihre Gedenkrede finden: Fast 80 Jahre ist der systematische Völkermord her, bei dem vor allem mehrere Millionen Juden durch das nationalsozialistische Regime ermordet wurden. Die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität Verfolgten und Ermordeten werden erst heute von der deutschen Regierung anerkannt [1]. Auch im Jahr 2023 müssen Juden noch immer Hassverbrechen erleben [2]. Mehrere Jahrzehnte liegt der Genozid nun schon zurück – doch die Häufigkeit antisemitisch motivierter Verbrechen sinkt nicht etwa – sie steigt. Dies hat unter anderem mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie zu tun. Verschwörungstheoretiker sehen in der Pandemie eine durch Juden verursachte oder erfundene Krise und verharmlosen oder rechtfertigen dabei die Ausmaße des von den Nationalsozialisten begangenen Völkermords [3]. Diskriminierung gegen Juden ist bei Weitem kein veraltetes Problem, das wir als Gesellschaft schon bewältigt hätten. Weiterhin sind Aufklärung und Bildung unabdinglich, um Juden und anderen von Diskriminierung betroffenen Personen Sicherheit und Freiheit zu garantieren, wie wir sie als Humanisten anstreben. Hier möchten wir auch einer Gruppe gedenken, die zum ersten Mal von der Regierung bei einem Gedenktag für den Holocaust genannt wurde: queere Menschen, die auch zu den vom nationalsozialistischen Regime verfolgten, deportierten und ermordeten Personengruppen zählen [4]. Es sind gerade einmal 30 Jahre vergangen, seitdem sexuelle Handlungen zwischen Männern nicht mehr durch das Gesetz unter Strafe gestellt werden [5]. Vor einem Jahr wurde der Posten des Queer-Beauftragten geschaffen, und obwohl zu dieser Zeit schon Fortschritte erzielt worden waren, ist der gesetzlich verankerte und gesellschaftliche Schutz queerer Personen auch jetzt noch lange nicht ausreichend gegeben [6]. Diskriminierung wegen sexueller Orientierung wird bis heute nicht durch das Grundgesetz verboten [7]. Die bisher bestehenden Maßnahmen reichen nicht aus, um diese Gruppen ausreichend zu schützen und ihre vollständige Teilhabe an der Gemeinschaft zu ermöglichen. Dies zeigte sich auch an dem tödlichen Angriff, den ein transsexueller Mann vor wenigen Monaten bei einer CSD-Veranstaltung in Münster erleiden musste [8]. Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität ist leider noch immer keine Seltenheit: In einer Studie der Europäischen Agentur für Grundrechte (FRA) aus dem Jahr 2019 gab über ein Drittel der Befragten an, körperliche oder sexuelle Angriffe erfahren zu haben [9]. Ein langer Weg liegt noch vor uns, bis wir uns eine inklusive und gleichberechtigte Gemeinschaft nennen können. Wir brauchen endlich frischen Wind in der Politik, um diese lange überfälligen Veränderungen zu realisieren. Aus unserem Programm: ,,Zentral für eine humanistische Weltanschauung ist das Bestreben, für alle Menschen ein lebenswürdiges, gesundes und möglichst glückliches Leben zu ermöglichen, indem sich jeder nach seinen Möglichkeiten und Vorlieben frei entfalten kann – unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit, Geschlecht, Alter, sexueller Orientierung, finanzieller Situation sowie politischer, philosophischer oder religiöser Ausrichtung. Demnach unterstützen und fördern wir die strikte Umsetzung der Menschenrechte weltweit” [10]. Sicherheit darf kein Privileg sein. Du stimmst uns zu? Dann schau Dir hier unser Grundsatzprogramm an: [1] Tagesschau, 2023. Gedenken an Opfer der NS-Zeit: “Beschämend lange gedauert” [2] The Center for the Study of Contemporary European Jewry, 2021. Antisemitism Worldwide Report 2021  [3] Bundesverband RIAS, 2021. Antisemitische Vorfälle in Deutschland 2021  [4] Stern, 2023. Nationalsozialismus: Wie queere Menschen von Nazis verfolgt wurden [5] Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Sexuelle Identität, Paragraph 175, abgerufen Januar 2023 [6] Tagesschau, 2023. Queer-Beauftragter Lehmann: “Angstfrei verschieden sein können” [7] Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Sexuelle Identität, abgerufen Januar 2023  [8] Spiegel, 2022. Münster: Tödlicher Angriff beim CSD – Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen 20-Jährigen [9] FRA, 2020. A long way to go for LGBTI equality  [10] Die Humanisten. Wahlprogramm Menschenrechte, abgerufen Januar 2023 

Lichtblick fürs Klima: Einigung Auf CO2-Grenzzoll

Bereits heute spüren wir die Auswirkungen des sich weiter beschleunigenden Klimawandels. Trotzdem kommt die Klimapolitik nur schleppend voran. Weltweit gibt es Unzufriedenheit und Proteste, um die Politik aufzufordern, endlich effizienten Klimaschutz zu betreiben. Auch Deutschland ist häufig kein Vorbild, wenn es um den Klimaschutz geht. Doch nun gibt es einen Hoffnungsschimmer: Das Nachrichtenportal EURACTIV berichtet, dass die EU-Länder sich auf einen CO2-Grenzzoll geeinigt haben. Das heißt, dass Waren, deren Produktion mehr CO2 verursacht haben als vergleichbare europäische Produkte, mit einem Zoll belegt werden. Dadurch soll ein Anreiz geschaffen werden, durch den auch außereuropäische Länder ermutigt werden, aktiv in den Klimaschutz zu investieren [1]. Darüber hinaus werden wirtschaftliche Nachteile für Unternehmen, die durch hohe Umweltstandards innerhalb der EU verursacht werden können, ausgeglichen. Doch dies ist nicht die einzige gute Neuigkeit aus diesem Themenfeld. So haben die G7-Staaten eine Satzung beschlossen, mit welcher ein internationaler „Klimaclub“ gegründet wird. Auch Nicht-G7-Staaten werden eingeladen, dem Club beizutreten. Dabei soll es insbesondere um die Entwicklung klimafreundlicher Industrie gehen [2]. Aus unserem Wahlprogramm von 2021: „Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen der Menschheit. Wir stehen für eine konsequente Klimaschutzpolitik, die darauf ausgerichtet ist, die Erderwärmung auf 1.5 °C zu begrenzen, andernfalls drohen verheerende Folgen für Mensch und Umwelt. Die beiden Ziele unseres politischen Handelns sind das Stoppen des menschengemachten Klimawandels sowie die Kompensation seiner negativen Auswirkungen. Erfolgreiche Klimaschutzpolitik funktioniert nur, wenn möglichst viele politische und gesellschaftliche Akteure […] an einem Strang ziehen. Als Zivilgesellschaft übernehmen wir gemeinsam Verantwortung. Gelebter Humanismus bedeutet für uns nicht nur Selbstbestimmung, sondern auch Selbstverantwortung. Klimaschutz endet nicht an nationalen Grenzen. Sowohl der Aufbau internationaler Klimaschutzbündnisse als auch der einer internationalen Energieinfrastruktur auf Basis CO2-armer Technologien muss aktiv vorangetrieben werden.“ [3] Daher begrüßen wir sowohl die Gründung des Klimaclubs als auch die geplanten CO2-Zölle der EU als wertvolle Beiträge zum internationalen Klimaschutz. Quellen [1] Euractiv, 13.12.2022. CBAM: EU einigt sich auf weltweit ersten CO2-Grenzzoll [2] Spiegel, 13.12.2022. G7-Staaten gründen Klimaclub [3] Partei der Humanisten. Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2021, abgerufen am 16.12.2022

Sozialer Wohnungsbau der Ampel steht auf Rot

Inflation, steigende Kosten und höhere Finanzierungszinsen – die gegenwärtige Situation hat auch für den sozialen Wohnungsbau gravierende Folgen. Es droht ein massiver Einbruch beim Neubau von Sozialwohnungen. Sowohl der Städte- und Gemeindebund als auch der Bundesverband der Wohnungswirtschaft GdW warnen davor, dass etwa 70 % aller geplanten Bauprojekte entweder abgesagt oder zumindest weit zurückgestellt werden [1]. Damit erweist sich das Ziel der Bundesregierung, jährlich 100.000 neue Sozialwohnungen zu bauen, als unerreichbar – insbesondere aufgrund der zu geringen Fördersumme [2]. Als Folge drohen langfristiger Wohnungsmangel und höhere Mieten, was die Situation der Betroffenen weiter verschärft. Das ist für uns ein unhaltbarer Zustand, denn die Bereitstellung geförderten Wohnraumes ist ein essenzieller Bestandteil eines solidarischen Wohnungsmarktes. Daher fordern wir die Stärkung und den Erhalt öffentlicher Wohnungsbauunternehmen sowie eine stärkere Förderung genossenschaftlichen und gemeinnützigen Wohnraums. Damit können der Druck auf den lokalen Wohnungsmärkten verringert und Mieten relativ stabil gehalten werden. Als Musterbeispiel gilt die österreichische Hauptstadt Wien: Die Stadt gibt bei weniger als 2 Mio. Einwohnern 600 Mio. Euro pro Jahr für ein entsprechendes Programm aus. Da sich in Wien derzeit circa 220.000 Wohnungen als Gemeindebauten in öffentlicher Hand befinden, ist das Wohnen zur Miete dort im Vergleich zu anderen mitteleuropäischen Großstädten deutlich günstiger [3]. Darüber hinaus müssen eine stetige Finanzierung von sozialem Wohnungsbau gewährleistet und alternative Wohn- und Stadtentwicklungskonzepte unterstützt werden. Unser vollständiges Themenpapier zur Wohnungspolitik findest du unter: diehumanisten.de/programmatik/wohnungspolitik. [1] Tagesschau, 2022. Kommunen und Wirtschaft warnen: Sozialer Wohnungsbau droht einzubrechen [2] Die Bundesregierung, 2022. Mehr bezahlbare und klimagerechte Wohnungen schaffen [3] WELT, 2017. Das Geheimnis der bezahlbaren Mieten

Prüfantrag ergibt: Zeitenwende verscholzt – Verbündete verprellt

DIE RAMSTEIN-KONFERENZ Vor ein paar Tagen trafen sich im rheinland-pfälzischen Ramstein Vertreter der Länder, die die Ukraine militärisch und finanziell gegen die russische Invasion unterstützen. Dabei galt besonderes Augenmerk der Frage, wie Deutschland mit seinem gerade ins Amt eingeführten Verteidigungsminister Boris Pistorius über die Lieferung von Leopard-Panzern entscheiden würde. Zusätzlich stand zur Debatte, ob Deutschland seinen Verbündeten, die zuvor Panzer aus deutscher Produktion erworben hatten, die Weitergabe an die Ukraine genehmigen würde [1]. Deutschland steht seit fast einem Jahr in der Kritik, weil es nur sehr zögerlich und in Summe zu wenige schwere Waffen liefert. Bei der Ramstein-Konferenz hätte Deutschland die Chance gehabt, seine Blockade zu beenden und der Ukraine endlich in dem Umfang zu helfen, der möglich und auch zwingend nötig ist. Die Chance wurde nicht nur vertan, es kam sogar zu einem weiteren Offenbarungseid: Elf Monate nach Scholz‘ eindrucksvoller „Zeitenwende“-Rede im Bundestag [2] zu Beginn von Russlands Angriff auf die Ukraine möchte Boris Pistorius prüfen lassen, welche Bestände der Leopard-Panzer für eine Weitergabe einsatzfähig genug wären. Unklar ist aktuell noch, ob so eine Liste nun doch schon vorliegt oder nicht. Laut einiger Medienberichte existiert diese sehr wohl, in diesem Fall wäre die Aussage des Verteidigungsministers mindestens fragwürdig [3]. Auf jeden Fall sollte eine solche Information eigentlich zu jeder Zeit vorliegen. Nun ist schon lange bekannt, dass die Bundeswehr generell mit organisatorischen Problemen konfrontiert ist, die grundlegend angegangen werden müssen. Nicht alle Fehler der Vergangenheit liegen direkt im Verantwortungsbereich von Olaf Scholz. Im gegenwärtigen Zustand aber, wo eine solche Inventur dringend nötig ist, hätte man sie gleich am 24. Februar 2022, spätestens jedoch nach der „Zeitenwende“-Rede durchführen müssen. Auch wenn das Ministerium zu diesem Zeitpunkt noch mit Frau Lambrecht besetzt war, die mittlerweile zurückgetreten ist, muss dieses Versagen auch Olaf Scholz angerechnet werden. Denn nicht nur hat er sie trotz fehlender verteidigungspolitischer Erfahrung zur Verteidigungsministerin berufen und bis zum Schluss an ihr festgehalten, er trägt als Kanzler auch ohnehin die letzte Verantwortung für den Kurs seiner Regierung. ZEITENWENDE INS NICHTS? Scholz sagte einmal über sich selbst:  „Wer bei mir Führung bestellt, muss wissen, dass er die dann auch bekommt“ [4]. Davon ist nichts zu sehen. Die Kommunikation, sowohl mit den Bürgern hierzulande als auch mit den Verbündeten, ist katastrophal. Scholz‘ Ausreden wurden über die Zeit zudem immer abstruser. Mal sollte irgendein alliiertes Land vorangehen und zuerst Kampfpanzer liefern. Als Großbritannien genau dies ankündigte, sollten es plötzlich auch amerikanische Panzer (Abrams) sein. Diese sind aber für den Einsatz in der Ukraine weniger gut geeignet als deutsche Leopard-Panzer [5]. Die Kommunikation der Bundesregierung ist eine Aneinanderreihung von Verzögerungen und Ausreden. Mehrere andere Länder schicken – relativ zu ihrer Größe und Wirtschaftskraft – beträchtlich mehr militärisches Gerät und sonstige Hilfen [6]. Deutschland hingegen hat seine Rolle als zuverlässiger Verbündeter eingebüßt. Es wird viel nötig sein, um das verlorene Vertrauen wieder aufzubauen – eine echte Zeitenwende! In der Rede vom Februar 2022 sagte Scholz zudem Folgendes: „Das Ziel ist eine leistungsfähige, hochmoderne, fortschrittliche Bundeswehr, die uns zuverlässig schützt. Ich habe bei der Münchner Sicherheitskonferenz vor einer Woche gesagt: Wir brauchen Flugzeuge, die fliegen, Schiffe, die in See stechen, und Soldatinnen und Soldaten, die für ihre Einsätze optimal ausgerüstet sind. Darum geht es. Und das ist ja wohl erreichbar für ein Land unserer Größe und unserer Bedeutung in Europa.“ „Unsere größte Stärke sind unsere Bündnisse und Allianzen. Ihnen verdanken wir das große Glück, das unser Land seit über 30 Jahren genießt: in einem vereinten Land zu leben, in Wohlstand und Frieden mit unseren Nachbarn. Wenn wir wollen, dass diese letzten 30 Jahre keine historische Ausnahme bleiben, dann müssen wir alles tun für den Zusammenhalt der Europäischen Union, für die Stärke der Nato, für noch engere Beziehungen zu unseren Freunden, Partnern und Gleichgesinnten weltweit. Ich bin voller Zuversicht, dass uns das gelingt. Denn selten waren wir und unsere Partner so entschlossen und so geschlossen.“ [2]  In Anbetracht seiner bisherigen Untätigkeit wirken diese beiden Passagen wie blanker Hohn.  ZÖGERLICHE HILFE FÜHRT ZU STÄRKEREM LEID UND ZERSTÖRUNG IN DER UKRAINE Bereits im Mai 2022 [7] hatten wir vehement die Lieferung schwerer Waffen in die Ukraine gefordert. Schon damals war Deutschlands Zögern fatal und hat international für ungläubiges Kopfschütteln gesorgt. In der Anfangszeit wurde lediglich die Lieferung von 5000 Helmen verkündet, die zudem unverhältnismäßig lange dauerte. Bereits dies löste international Unverständnis aus. Später wurden einige Panzerhaubitzen und Gepard-Flugabwehrpanzer geliefert. Diese haben sich zwar auf dem Schlachtfeld für die Ukraine tatsächlich als nützlich erwiesen, sind aber bei Weitem nicht ausreichend. Die Lieferung von 40 Schützenpanzern des Typs Marder ist beschlossen, aber noch nicht durchgeführt. Russland führt einen blutigen Vernichtungskrieg in Europa – und dies seit fast einem Jahr. Es ist völlig unverständlich, geradezu unverzeihlich, in einer solchen Situation derart träge oder gar nicht zu reagieren. Beschämend ist darüber hinaus, den Verbündeten, die über Jahre hinweg Leopard-Panzer aus deutscher Produktion gekauft haben, die Weitergabe dieser dringend benötigen Kampfpanzer an die Ukraine zu untersagen. Die Ukrainer erleiden hohe Verluste, täglich werden durch russische Truppen und Bombardierungen schwerste Verbrechen gegen die Menschlichkeit an der Zivilbevölkerung verübt. Die ukrainische Regierung hat acht Tage nach Invasionsbeginn um Panzer aus Deutschland und anderen Staaten gebeten. Nach einer solchen Anfrage elf Monate lang nicht einmal eine Inventur zu veranlassen, ist ein durch nichts zu entschuldigendes Versäumnis. Jüngsten Medienberichten zufolge besteht sogar die Möglichkeit, dass die ehemalige Verteidigungsministerin Lambrecht eine Bestandsaufnahme von Leopard-Panzern untersagt hat, um Scholz nicht zusätzlich unter Druck zu setzen [3]. Das Bild, das wir durch ein solches Verhalten bei unseren Verbündeten abgeben – insbesondere bei denen mit Grenze zu Russland oder Weißrussland –, ist desaströs [8][9][10]. Bereits im vergangenen Dezember hat der Militärhistoriker Sönke Neitzel ein vernichtendes Urteil über die bisherigen Maßnahmen seit Verkündung der Zeitenwende gefällt [11]. Auch in vergangenen Regierungen war es oft die SPD, die wichtige Rüstungsvorhaben blockierte. Beispiele dafür sind die Verhinderung der Beschaffung von Drohnen [12] und die generelle Absage an Aufrüstung [13]. Es ergibt sich der fatale Gesamteindruck, dass diese Partei nicht nur auf Deutschlands Verteidigungsfähigkeit einen kontraproduktiven, ja miserablen Einfluss hat, sondern dass sie diesem Land auch schweren außenpolitischen Schaden zufügt.  DEUTSCHLAND MUSS DEN EUROPÄISCHEN PARTNERN MIT ALLEN MITTELN BEISTEHEN Als sofortige Hilfsmaßnahme für die Ukraine sollte Deutschland umgehend die Weitergabe der Leopard-Panzer der Verbündeten genehmigen und so viele aus dem eigenen Bestand

Heilpraktiker: Gefahr für Mensch und Tier

Im Januar 2022 ist in Deutschland das neue Tierarzneimittelgesetz (TAMG) [1] in Kraft getreten, welches im Vorfeld bereits einige Diskussionen ausgelöst hatte. In § 50 Abs. 2 des TAMG wurde festgelegt, dass nicht-verschreibungspflichtige homöopathische Mittel ausschließlich von Tierärzten verschrieben und nur auf tierärztliche Anweisung verabreicht werden dürfen [2]. Mehrere Tierheilpraktiker hatten deshalb wegen Einschränkung der Berufsfreiheit vor dem BVerfG geklagt und gewonnen [3]. Die Richter in Karlsruhe erklärten den sogenannten Tierarztvorbehalt für homöopathische Mittel im § 50 Abs. 2 des TAMG für verfassungswidrig und damit ungültig. Das klingt zunächst wenig dramatisch, jedoch sollte das Wohlergehen von Tieren und damit auch ihr Recht auf eine wirksame Behandlung höher wiegen als die Berufsfreiheit medizinischer Laien. „Tierheilpraktiker“ ist keine gesetzlich geschützte Berufsbezeichnung in Deutschland. Jeder darf sich ohne Ausbildung oder Zulassung als Tierheilpraktiker bezeichnen und als solcher tätig sein [4]. Ein Nachweis über medizinische Grundkenntnisse ist hierfür nicht erforderlich. Ebenso wenig muss man wissen, ob oder wie die angewandten Behandlungsmethoden überhaupt funktionieren. Trotzdem ist es Tierheilpraktikern erlaubt, die meisten Beschwerden und Krankheiten zu behandeln sowie eine Vielzahl von Behandlungsmethoden zu nutzen. Eine Reform ist hier längst überfällig! Wir fordern evidenzbasierte Medizin auch für Tiere! Unwirksame Pseudomedizin an kranke Tiere zu verabreichen ist nichts anderes als Tierquälerei. Wir fordern gleiche Zulassungsverfahren für alle Medikamente und eine Abschaffung der Apothekenpflicht für homöopathische Mittel. Darüber hinaus muss der Beruf des Tierheilpraktikers gesetzlich stärker geregelt werden. So fordern wir eine verbindliche Prüfung für angehende Tierheilpraktiker, die tiermedizinische und pharmakologische Grundkenntnisse abfragt sowie eine umfassende Aufklärungspflicht über Behandlungsrisiken und die Gefahren der nicht-leitlinienkonformen medizinischen Versorgung. Überwacht werden muss dies von einer unabhängigen Aufsichtsbehörde mit der Möglichkeit, Beschwerden von Tierhaltern anzunehmen und Sanktionen zu verhängen.  [1] TAMG, Gesetz über den Verkehr mit Tierarzneimitteln und zur Durchführung unionsrechtlicher Vorschriften betreffend Tierarzneimittel 1, abgerufen Januar 2023 [2] Verband klassischer Homöopathen Deutschlands (VKHD), 2021, Das Tierarzneimittelgesetz (TAMG) und die Tierhomöopathie [3] Bundesverfassungsgericht, 2022, Tierarztvorbehalt für die Anwendung nicht verschreibungspflichtiger Humanhomöopathika bei Tieren ist verfassungswidrig, abgerufen Januar 2023 [4] Verband freier Tierheilpraktiker (VfT), Beruf Tierheilpraktiker (THP) – Allgemeine Informationen und zur Ausbildung, abgerufen Januar 2023

Wir haben in Lützerath für Klimaschutz demonstriert

Der nordrhein-westfälische Ort Lützerath steht seit Langem im Fokus der Medien. In unmittelbarer Nähe befindet sich der Braunkohletagebau Garzweiler. Per Bundestagsbeschluss der Ampel-Koalition (SPD, Grüne, FDP) wurde der Energiekonzern RWE, der Eigentümer des Kohleabbaugebiets, endgültig dazu berechtigt, die bereits verlassene Ortschaft abzubaggern und dort Braunkohle zu fördern, die daraufhin in Kohlekraftwerken verstromt werden soll. Hierbei fallen neben einer beträchtlichen Umweltverschmutzung auch besonders viele klima- und gesundheitsschädliche Emissionen an. Kohlekraft gilt als einer der Haupttreiber des Klimawandels, der verheerende Auswirkungen haben wird, sollte er nicht gestoppt oder zumindest stark ausgebremst werden. Auch Deutschland sollte hierzu seinen Beitrag leisten und schnellstmöglich aus der Kohleverstromung aussteigen. Lützerath steht somit symbolisch wie praktisch für die verfehlte Energiepolitik Deutschlands. Nach wie vor ist Deutschland zur Deckung seines Energiebedarfs stark abhängig von Kohleförderung und -importen. Da nun die endgültige Räumung der Ortschaft anstand, wurde von Klimaschützern und -aktivisten am vergangenen Samstag, den 14. Januar 2023, zu einer großen Demonstration aufgerufen, an der auch Greta Thunberg teilnahm. Wir von der Partei der Humanisten waren ebenfalls mit rund zehn Mitgliedern vor Ort, um uns ein eigenes Bild zu machen und für einen schnelleren Kohleausstieg und effektivere Klimaschutzmaßnahmen zu demonstrieren. Für uns stellt die Demonstration die demokratisch notwendige Einforderung der Rechenschaftspflicht für unser Klimaziel von 1,5 °C dar. Wir stellen nicht die juristische Rechtmäßigkeit der Räumung infrage, sondern demonstrieren gegen den zwar demokratischen aber klima- und umweltpolitisch falschen Beschluss der Bundesregierung, diesen Ort aufzugeben. Die verkündete und notwendige Klimaschutzpolitik darf nicht immer weiter aufgeweicht werden. Wir müssen schnellstmöglich aus der Kohle aussteigen und alle Technologien nutzen, die uns den Weg hin zu einer klimafreundlichen Energieerzeugung vereinfachen. Es geht bei dem Kampf um Lützerath nicht darum, ein längst unbewohntes Dorf zu retten, sondern vielmehr darum, ein deutliches Signal gegen die fortwährende Aufweichung klimapolitischer Ziele zu setzen. Es geht um die konsequente Sicherung unserer Lebensgrundlagen, die durch den Klimawandel gefährdet werden. „Wir sind im Zeitalter der Verantwortung.“ Die angemeldete Demonstration mit mehreren Zehntausend Teilnehmern verlief aus der Perspektive unserer Mitglieder vor Ort ausnahmslos friedlich. Von den Ausschreitungen nahe der Absperrung bekam man etwas weiter hinten nichts mit. Unser klarer Standpunkt zur Laufzeitverlängerung der deutschen Kernkraftwerke, um schneller aus der Kohle aussteigen zu können, stieß zwar nicht immer auf sofortige Gegenliebe, doch auch hier blieb alles friedlich. Im Gegenteil, viele Teilnehmer zeigten sich interessiert und so konnten wir uns über viele gute Gespräche und den Austausch mit Menschen aus ganz unterschiedlichen politischen Lagern freuen. „Man hat aufeinander geachtet. Familien mit ihren Kindern, mit Hunden, Drahteseln. Das alles hat bei regnerisch-stürmischen Wetter mit nur einer engen Zufahrtsstraße funktioniert. Die Rettungsgassen wurden immer zügig gebildet. Es gab durchaus aber auch Versuche von linksautonomer bzw. linksradikaler Seite das Event thematisch für antikapitalistische oder antiautoritäre Agenden und Statements wie „ACAB“ „Polizei abschaffen“ „Polizei bekämpfen“ zu kapern, unterlegt mit dementsprechend ideologischen Songs.“ Aus Transparenzgründen möchten wir gerne noch über ein Missverständnis am Samstag aufklären:Unser Twitter-Team stand während der Demo mit unseren Humanisten vor Ort in Kontakt. Allerdings war die Internetverbindung dort oft schlecht, sodass die Kommunikation zunächst unbemerkt asynchron verlief. Während es schon erste Nachrichten darüber gab, dass die Demo an einer Stelle eskalierte und Teilnehmer wieder den Tagebau besetzten, hatten unsere Leute im friedlichen Teil davon noch nichts mitbekommen. Sie hatten sich aber gegen 16 Uhr dazu entschlossen, die Demonstration zu verlassen. Grund dafür war nicht, dass die Demo eskalierte. Dies war ein internes Missverständnis.Dennoch wollen wir betonen, dass unsere Teilnehmer Veranstaltungen, die nicht friedlich verlaufen oder auf denen z. B. antisemitische Inhalte verbreitet werden, stets verlassen, da wir dies in keinster Weise unterstützen wollen, nicht einmal durch bloße Teilnahme. Aufgrund der unterschiedlichen Protestformen und Geschehnisse rund um Lützerath, lohnt es sich, den Besatzungsprotest, bei dem es mitunter gewaltsame Auseinandersetzungen und Grenzüberschreitungen gab, von der Groß-Demonstration am Samstag zu unterscheiden.Letztere verlief überwiegend friedlich. Dass einzelne Personen das Gelände stürmten, machte sie zu Teilnehmern des Besatzungsprotests, der keineswegs gewaltfrei verlief. Die Lage dort war laut Medienberichten undurchsichtig.   Unser Fazit Wir beobachten mit Sorge, dass solche Demonstrationen von gewaltbereiten Linksautonomen und -radikalen ausgenutzt werden. So tritt die eigentlich dringend notwendige Debatte über effektive Klimapolitik in den Hintergrund, während gewalttätige Auseinandersetzungen einer kleinen Minderheit mit der Polizei die mediale Berichterstattung dominieren. Dies ist in keinster Weise zweckdienlich und führt nur zu einer pauschalen Verurteilung der friedlichen Teilnehmer. Wir bekennen uns klar zum Rechtsstaat. Aufrufe wie „Polizei abschaffen“ oder „Kampf der Polizei“ und gewalttätige Angriffe verurteilen wir als demokratische Partei ebenso wie unverhältnismäßige Maßnahmen der Vollstreckungsbeamten. Der Ärger der verfehlten Klimaschutzpolitik sollte sich nicht gegen die Polizei richten, die in Lützerath nur die beschlossene Räumung durchsetzt, sondern gegen die regierende Ampel-Koalition, die dies entschieden hat. Und dafür eignet sich weder die Besetzung des Tagebaugeländes, noch Angriffe auf die Polizei. Dafür gibt es friedliche Protestformen, wie etwa die Großdemonstration am vergangenen Samstag. Wir werden solche Demonstrationen auch weiterhin besuchen. Wir wollen die ruhige Stimme der Vernunft im lauten Gebrüll der Meinungen sein. Und gerade deshalb ist es wichtig, der radikalen Minderheit nicht das Feld zu überlassen, sondern weiter für unsere Werte und Ziele einzustehen.Denn Lützerath zeigt auch eins deutlich: Das Klimaziel muss verteidigt werden.Klima-Policies dürfen nicht aufgeweicht werden. Das größte Problem ist Klima-Inaktivismus.

Lichtblick fürs Klima: Negative CO2-Emissionen

„Negative Emissionen“ von Kohlendioxid meint, aktiv CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen und zu speichern. Dies ist wesentlicher Teil nahezu aller IPCC-Szenarien, mit denen die Pariser Klimaziele noch erreicht werden können. Es gibt eine Vielzahl von möglichen Strategien, allerdings sind meist entweder die technische Machbarkeit, die Skalierbarkeit auf relevante Maßstäbe oder die benötigen Ressourcen und Energie und damit Kosten kritisch oder unklar [1]. So sind zum Beispiel die Ozeane der größte Speicher für Kohlenstoff auf dem Planeten. Die Nutzung der Ozeane als CO2-Senke könnte durch eine Ausweitung von Meeresschutzgebieten und einer damit verbundenen Vergrößerung der Population von Walen [2] oder durch eine „Düngung“ der Ozeane mit Eisen und Phosphat erfolgen, was allerdings mit ungewissen Risiken für Ökosysteme verbunden wäre. Unumstrittene Methoden sind die Renaturierung von Wäldern, Mooren und Küstenvegetation, die Speicherung von CO2 als organisches Material oder verwitterndes Gestein in Böden. Kritischer sehen die Experten die Extraktion von CO2 aus der Luft mit einer verbundenen Speicherung des verflüssigten Gases, da dieses Verfahren bisher extrem energieintensiv und teuer ist. Kritiker sehen die Technologie als Geld- und Zeitverschwendung an, mit dem sich die fossile Energiewirtschaft „grünwaschen“ will [3]. Darüber hinaus ist die Skalierbarkeit unklar. Vor dem Hintergrund dieser und anderer ungeklärter Fragen ist aus unserer Sicht die Genehmigung des ersten CO2-„Endlagers“ in Dänemark ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung [4]. Im konkreten Beispiel soll verflüssigtes CO2 in einer unterirdischen Lagerstätte gelagert werden – ausgerechnet einem ehemaligen Ölfeld. Nur durch solche Pilotanlagen werden evidenzbasierte Aussagen über die technische Machbarkeit und die Skalierbarkeit möglich. Die Annahme oder Behauptung, dass CO2 in Zukunft einfach und ohne große Kosten gespeichert werden könne, bleibt jedoch aus heutiger Sicht nicht belegbar. Daher darf diese Annahme nicht als Vorwand verwendet werden, um heute keine konsequente Mitigation zu betreiben. Aus Sicht der Humanisten muss beides geschehen: sowohl brauchen wir sofort wirksame Klimaschutzmaßnahmen durch konsequente Anwendung bereits vorhandener Technologien als auch weitere und technologieoffene Erforschung möglicher „negativer Emissionen“, um die Handlungsspielräume für die Klimapolitik der Zukunft zu erweitern. Ein selektives Verbot von einzelnen Maßnahmen und Technologien vor der Erforschung der Risiken lehnen wir ausdrücklich ab. Die Zulassung des dänischen Speichers ist daher ein wichtiger weiterer Datenpunkt für die Entwicklung der Klimapolitik der Zukunft! [1] Linow et al. (2022) Kurzimpuls – Perspektiven auf negative CO₂-Emissionen. Diskussionsbeiträge der Scientists for Future 12, 19 Seiten. doi:10.5281. [2] Pearson et al. (2022) Whales in the carbon cycle: can recovery remove carbon dioxide?  [3] Susanne Götze, Spiegel (2022) Unterirdische CO₂-Speicherung – Klimaretter oder großer Bluff?  [4] Spiegel (2022) Erste Zulassung für CO₂-Speicher in Dänemark.

Lichtblick Fürs Klima: Weg mit dem Bestandsschutz für fossile Infrastruktur!

Wir Humanisten begrüßen den Ausstieg mehrerer europäischer Länder aus dem Energiecharta-Vertrag. Dieses Abkommen diente ursprünglich der abgesicherten Entwicklung von Energieinfrastruktur in Osteuropa nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. In der jüngeren Vergangenheit wurde der Vertrag jedoch vor allem von Energiekonzernen genutzt, um gegen Klimaschutzmaßnahmen europäischer Länder zu klagen [1]. Nach der Charta steht Konzernen eine Kompensation zu, wenn Staaten zum Beispiel die Erschließung neuer Ölquellen untersagen oder aus der Kohleverstromung aussteigen [2]. Kompensationen konnten die entstandenen Kosten der Unternehmen sogar übersteigen, weil die Kompensation nach dem entgangenen Gewinn berechnet wird. Mittels der Energiecharta konnten Unternehmen der fossilen Energien laut Pariser Klimaschutzabkommen notwendige Klimaschutzmaßnahmen durch Klagen stark verteuern, oder durch Androhung von Klagen Druck auf die Gesetzgeber ausüben. Der Versuch der EU, den Vertrag durch Neuverhandlung an die EU-Klimaziele anzupassen, hat die Schlüsselprobleme nicht aufgelöst. Der Vertrag steht also effektiv einer zielführenden Klimapolitik entgegen, weswegen der Ausstieg überfällig war [3]. Leider bedeutet der Ausstieg nicht, dass der Vertrag umgehend seine Gültigkeit verliert, weil eine Übergangsfrist von 20 Jahren nach Austritt gilt [2]. Wir Humanisten appellieren an die Energieunternehmen, die Zeichen der Zeit zu erkennen und auf eine langfristige und nachhaltige Strategie umzuschwenken, die auf eine Abkehr von fossilen Energien und mehr Investitionen in CO2-arme Technologien der Energieerzeugung setzt. [1] Stefan Grobe, Euronews, 2022. Was ist der Energiecharta-Vertrag und warum ist er so umstritten? https://de.euronews.com/my-europe/2022/10/26/was-ist-der-energiecharta-vertrag-und-warum-ist-er-so-umstritten [2] Nico Schmidt, Investigate Europe, 2022. Deutschland bereitet Ausstieg aus Energiecharta vor. https://www.investigate-europe.eu/de/2022/deutschland-energiecharta-plan-austritt/  [3] Ralf Streck, Telepolis, 2022. Energiecharta-Vertrag zum Schutz fossiler Konzerne ist tot. https://www.heise.de/tp/features/Energiecharta-Vertrag-zum-Schutz-fossiler-Konzerne-ist-tot-7317668.html

23% Rabatt im Humanisten-Shop

Achtung! Heißer Scheiß zu kalten Zeiten! Humanist werden war noch nie einfacher! Jetzt sogar mit unglaublichen 23 % Rabatt auf alles außer Vogelnahrung, nur bis (einschließlich) zum 8. Januar 2023 https://www.pdh.eu/spreadshirt

Lichtblick fürs Klima: Rekordwert bei Erneuerbaren!

Im Sommer 2022 kam in der EU gut ein Viertel des Stroms aus Solar- und Windenergie [1]. Das ist ein Rekordwert! Die erneuerbaren Energien (EEs) konnten so im Sommer 2022 den Import von umgerechnet elf Milliarden Euro an Erdgas kompensieren [1]. Sie senken unseren CO2-Fußabdruck, dämpfen die Inflation und reduzieren unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern und deren Import. Das ist seit diesem Jahr auch ein erklärtes strategisches Ziel der EU [2]. Je schneller wir EEs ausbauen können, desto schneller werden wir von Energieimporten unabhängig und weniger erpressbar durch fossile Autokratien [3]. 2019 dienten 40 % des globalen Schiffsverkehrs dem Transport fossiler Energieträger – und nutzte dafür selbst praktisch ausschließlich fossilen Treibstoff [4]. Leider nimmt der globale Handel mit fossilen Energieträgern nach wie vor zu [5]. Die Reduktion des Transports fossiler Energieträger aufgrund sinkender Nachfrage hätte einen deutlich größeren ökologischen Nutzen als den Umbau der weltweiten Flotten auf neue, klimafreundliche Antriebe und würde sich auch dementsprechend schneller positiv auswirken [6]. Die Reduktion unseres Verbrauchs an fossilen Energieträgern durch den Ausbau der EEs hätte also mehrere, sich gegenseitig verstärkende Vorteile für Umwelt, Wirtschaft und Klima. Die Vorteile der Erneuerbaren fallen umso stärker ins Gewicht, je mehr Speicherkapazität wir dafür aufbauen können. Daher muss der Ausbau der Netze und Speicher parallel zum Ausbau der Erneuerbaren voran getrieben werden [7]. Für die Überbrückung von Dunkelflauten, wie wir sie gerade in dieser ersten Dezember-Hälfte erleben, sind große Speicherkapazitäten sogar essenziell. Der Rekord der erneuerbaren Energieerzeugung in der EU im Sommer ist ein Hoffnungsschimmer gegen den Klimawandel und ein wichtiger Meilenstein in Richtung klimaneutraler Energieversorgung. [1] E3G and Ember briefing (2022) More renewables, less inflation in the EU. https://www.e3g.org/publications/more-renewables-less-inflation-in-the-eu/ [2] European Comission (2022) In focus: Reducing the EU’s dependence on imported fossil fuels. https://ec.europa.eu/info/news/focus-reducing-eus-dependence-imported-fossil-fuels-2022-apr-20_en [3] Partei der Humanisten (2022) Kernkraft Ade? Grüne Irrationalität gefährdet Europa. https://www.pdh.eu/2022/09/06/kernkraft-ade-gruene-irrationalitaet-gefaehrdet-europa/ [4] UNCTAD (2019)Review of maritime transport 2019. https://unctad.org/system/files/official-document/rmt2019_en.pdf [5] UNCTAD (2021) Trading in the wrong direction. https://unctad.org/topic/trade-analysis/chart-3-november-2021 [6] Nishan Degnarain, Forbes (2020) Calls For Global Shipping To Ditch Fossil Fuels And Meet Climate Goals. https://www.forbes.com/sites/nishandegnarain/2020/09/25/loud-calls-for-global-shipping-to-ditch-fossil-fuels-and-meet-climate-goals/?sh=4031a2a22aaf [7] Partei der Humanisten (2022) Wahlprogramm Klimaneutrale Energieversorgung. https://www.pdh.eu/programmatik/klimaneutrale-energieversorgung/

Hallo 2023! Das erwartet uns im Neuen Jahr

2022 ist vorbei! Es hat Politik, Gesellschaft und Wirtschaft vor große Herausforderungen gestellt. Wir Humanisten haben es genutzt, um uns strukturell wie programmatisch weiterzuentwickeln, zu vernetzen und unsere Rolle als außerparlamentarische Opposition auszufüllen. Gleichzeitig erwartet uns mit 2023 ein nicht weniger spannendes Jahr: Landtagswahlen und die Vorbereitung auf die Europawahl 2024 stehen uns bevor! Wir haben im vergangenen Jahr gleich drei Bundesparteitage abgehalten, einen davon digital – das spricht für sich. So viel an uns selbst gearbeitet hatten wir zuvor noch nie. Das steht symbolisch für all die vielen kleinen Weiterentwicklungen im Hintergrund, die uns dieses Jahr gelungen sind. So haben wir zum Beispiel an unseren Prozessen zur Positionsentwicklung gefeilt und mit ihnen auch unsere Positionen selbst mit mehr Tiefe und Breite versehen. Außerdem haben wir unser Mindestbeitrittsalter auf 14 Jahre abgesenkt. Im Zuge unserer kontinuierlichen Professionalisierung haben wir in diesem Jahr unsere erste Stelle – einen politischen Geschäftsführer – geschaffen und besetzt. Auch global strecken wir die Fühler aus: Wir haben die internationale Austausch- und Vernetzungsplattform für Humanismus hub.humanists.party ins Leben gerufen. Aber natürlich haben wir uns nicht nur mit uns selbst beschäftigt. Wir haben eigene Demonstrationen zur Klima- und Energiepolitik und zur Finanzierung des Düsseldorfer Kirchentags abgehalten sowie an zahlreichen CSDs und weiteren Demonstrationen wie zum Beispiel zur sexuellen Selbstbestimmung teilgenommen. Damit haben wir gegen die Politik der aktuellen sowie bereits abgewählten Regierungen demonstriert und über unsere Ideen informiert. Im Saarland, in Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen habt ihr uns zusätzlich im Wahlkampf für die jeweiligen Landtagswahlen auf der Straße angetroffen. Hier erhielten wir zum Beispiel in NRW trotz geringer Wahlbeteiligung mehr absolute Stimmen als bei der Bundestagswahl 2021 [1,2]. In Niedersachsen konnten wir unser relatives Ergebnis sogar verdoppeln [3,4]! Auch wenn wir uns damit noch im niedrigen Promille-Bereich bewegen, der Trend für uns Humanisten zeigt klar nach oben und das Wachstum ist deutlich – was angesichts der Politik der etablierten Parteien wenig verwunderlich ist: Noch immer konnte sich die Bundesregierung nicht zur Lieferung von für die Ukraine so wichtigen Kampfpanzern durchringen [5]. Anstatt den Atomausstieg als Fehler zu begreifen, wird der Betrieb der Kernenergie um lediglich einige Monate gestreckt [6]. Das erschwert den bis 2030 nötigen Kohleausstieg! Die Bedrohung, die von China ausgeht, unterschätzt unser blasser Bundeskanzler so sehr, dass er sogar Teile der kritischen Infrastruktur an das autoritäre Regime verkauft hat [7]. Inflation und Preissprünge werden mit wenig zielgenauen Entlastungspaketen bekämpft, die teilweise erst nach Monaten bei den Bürgern ankommen [8]. Erfolgreiche Entlastungsmaßnahmen wie das 9-Euro-Ticket bleiben dafür wortwörtlich auf der Strecke und werden auch 2023 noch einige Monate auf sich warten lassen [9]. Auf die weltweite Hungerkrise scheint Landwirtschaftsminister Özdemir nichts weiter als ein „Ohne Gentechnik“-Siegel kleben zu wollen. Gegen das Leid, das einem Großteil der über 200 Millionen in Deutschland gehaltenen Nutztiere täglich widerfährt, unternimmt er dabei nahezu nichts [10]. Das sind offensichtlich nur einige der Missstände, auf die wir bessere Antworten zu bieten haben als die Bundesregierung. Um die Politik endlich rational, wissenschaftlich und faktenbasiert zu gestalten, stehen wir im kommenden Jahr vor großen Aufgaben. Zum einen stehen uns Landtagswahlen in Bayern, Berlin, Bremen und Hessen bevor, zu denen wir eine erneute Verbesserung unserer Ergebnisse anstreben. Zum anderen bereiten wir uns bereits auf 2024 vor: das Super(kommunal)wahljahr. Hier wird in gleich 8 Ländern gewählt, zusätzlich zur Europawahl. Für Letztere wählen wir bereits im Rahmen eines ordentlichen Bundesparteitags im April 2023 in Hannover unsere Liste. Dieser Bundesparteitag stellt damit den Startschuss für ein erfolgreiches Wahljahr 2024 dar. Es gibt viel zu tun. In Deutschland, in Europa, und auch in unserer Partei. Wenn du diesen Weg mitgestalten möchtest, freuen wir uns über deinen Mitgliedsantrag. Im vergangenen Jahr haben wir wichtige Schritte auf unserem Weg in Richtung politische Verantwortung gemacht. Im nächsten sollen sie noch größer sein – denn es braucht eine humanistische Partei in den Parlamenten. [1]: Landeswahlamt NRW, 2022. Endgültiges Ergebnis, abgerufen am 28.12.2022. [2]: Bundeswahlamt, 2021. Ergebnisse Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 28.12.2022. [3] Landeswahlamt Niedersachsen, 2022. Wahl zum 19. Niedersächsischen Landtag am 9. Oktober 2022 – Endgültiges Amtliches Ergebnis, abgerufen am 28.12.2022. [4] Bundeswahlamt, 2021. Ergebnisse Niedersachsen, abgerufen am 28.12.2022. [5]: RND, 27.12.2022. Strack-Zimmermann: Russisches Narrativ funktioniert offensichtlich im Kanzleramt, abgerufen am 28.12.2022. [6]: Augsburger Allgemeine, 23.12.2022. Kann Deutschland es sich leisten, die verbliebenen Atomkraftwerke im April abzuschalten?, abgerufen am 28.12.2022. [7]: NDR, 26.10.2022. Hamburger Hafen-Deal mit China: Bund erlaubt begrenzten Einstieg, abgerufen am 28.12.2022 [8]: Frankfurter Rundschau, 16.12.2022. Bundesrat billigt Strom- und Gaspreisbremse: Wie Verbraucher bald entlastet werden, abgerufen am 28.12.2022 [9]: Tagesschau, 28.12.2022. Warum es beim 49€-Ticket noch hakt [10]: DBV. (2022). Bestandsentwicklung an Nutztieren in Deutschland im Verlauf der Jahre 1900 bis 2021 (in Millionen Tieren). Statista. Statista GmbH. Zugriff: 28. Dezember 2022.