Lichtblick fürs Klima: Negative CO2-Emissionen

„Negative Emissionen“ von Kohlendioxid meint, aktiv CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen und zu speichern. Dies ist wesentlicher Teil nahezu aller IPCC-Szenarien, mit denen die Pariser Klimaziele noch erreicht werden können. Es gibt eine Vielzahl von möglichen Strategien, allerdings sind meist entweder die technische Machbarkeit, die Skalierbarkeit auf relevante Maßstäbe oder die benötigen Ressourcen und Energie und damit Kosten kritisch oder unklar [1]. So sind zum Beispiel die Ozeane der größte Speicher für Kohlenstoff auf dem Planeten. Die Nutzung der Ozeane als CO2-Senke könnte durch eine Ausweitung von Meeresschutzgebieten und einer damit verbundenen Vergrößerung der Population von Walen [2] oder durch eine „Düngung“ der Ozeane mit Eisen und Phosphat erfolgen, was allerdings mit ungewissen Risiken für Ökosysteme verbunden wäre. Unumstrittene Methoden sind die Renaturierung von Wäldern, Mooren und Küstenvegetation, die Speicherung von CO2 als organisches Material oder verwitterndes Gestein in Böden.

Kritischer sehen die Experten die Extraktion von CO2 aus der Luft mit einer verbundenen Speicherung des verflüssigten Gases, da dieses Verfahren bisher extrem energieintensiv und teuer ist. Kritiker sehen die Technologie als Geld- und Zeitverschwendung an, mit dem sich die fossile Energiewirtschaft „grünwaschen“ will [3]. Darüber hinaus ist die Skalierbarkeit unklar. Vor dem Hintergrund dieser und anderer ungeklärter Fragen ist aus unserer Sicht die Genehmigung des ersten CO2-„Endlagers“ in Dänemark ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung [4]. Im konkreten Beispiel soll verflüssigtes CO2 in einer unterirdischen Lagerstätte gelagert werden – ausgerechnet einem ehemaligen Ölfeld. Nur durch solche Pilotanlagen werden evidenzbasierte Aussagen über die technische Machbarkeit und die Skalierbarkeit möglich.

Die Annahme oder Behauptung, dass CO2 in Zukunft einfach und ohne große Kosten gespeichert werden könne, bleibt jedoch aus heutiger Sicht nicht belegbar. Daher darf diese Annahme nicht als Vorwand verwendet werden, um heute keine konsequente Mitigation zu betreiben. Aus Sicht der Humanisten muss beides geschehen: sowohl brauchen wir sofort wirksame Klimaschutzmaßnahmen durch konsequente Anwendung bereits vorhandener Technologien als auch weitere und technologieoffene Erforschung möglicher „negativer Emissionen“, um die Handlungsspielräume für die Klimapolitik der Zukunft zu erweitern. Ein selektives Verbot von einzelnen Maßnahmen und Technologien vor der Erforschung der Risiken lehnen wir ausdrücklich ab. Die Zulassung des dänischen Speichers ist daher ein wichtiger weiterer Datenpunkt für die Entwicklung der Klimapolitik der Zukunft!

[1] Linow et al. (2022) Kurzimpuls – Perspektiven auf negative CO₂-Emissionen. Diskussionsbeiträge der Scientists for Future 12, 19 Seiten. doi:10.5281.

[2] Pearson et al. (2022) Whales in the carbon cycle: can recovery remove carbon dioxide? 

[3] Susanne Götze, Spiegel (2022) Unterirdische CO₂-Speicherung – Klimaretter oder großer Bluff? 

[4] Spiegel (2022) Erste Zulassung für CO₂-Speicher in Dänemark.