Verschläft Europa die Food-Revolution?

Am 21.06.2023 haben die US-Behörden das erste Mal Fleischprodukte aus Zellkulturen zum Verkauf zugelassen [1]. Das ist aus unserer Sicht ein großartiger Meilenstein, da diese Produkte deutlich geringere Klima- und Umweltschäden verursachen und nicht zuletzt den Konsum von Fleischprodukten ohne Tierleid ermöglichen [2]. Wir hoffen, dass dieser weitere Durchbruch dieser Zukunftstechnologie nach ihrer ersten Zulassung 2020 in Singapur weiteren Aufwind geben wird und zellkulturbasierte Fleischprodukte möglichst bald für breite Bevölkerungsschichten verfügbar werden – wenn auch zunächst nur in den USA. Denn leider steht die erste Zulassung in der EU noch aus, und es steht zu befürchten, dass sich das aufgrund der Novel-Food-Verordnung noch lange hinziehen wird.  Novel Foods sind neuartige Zutaten, Lebensmittelgruppen oder Technologien, die vor dem 15. Mai 1997 in der Europäischen Union (EU) noch nicht in relevanten Mengen für den menschlichen Verzehr verwendet wurden. In Europa müssen Novel Foods eine Zulassung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) erhalten, bevor sie auf den Markt gebracht werden dürfen. Die Zulassung ist jedoch zurzeit ein langwieriger und kostspieliger Prozess, der oft mehrere Jahre dauern kann und viele Ressourcen erfordert. Ein weiterer Aspekt ist die bisweilen negative öffentliche Wahrnehmung. Novel Foods werden häufig als unnatürlich oder gar gefährlich angesehen. Gleichzeitig steigt aber die Nachfrage nach alternativen Proteinquellen und nachhaltigen Lebensmitteln stetig an. Ebenso wird oft vergessen, wie viele ehemalige Novel Foods heute nicht mehr wegzudenken sind. Besonders in Bezug auf die Klimakrise ist die Förderung und Innovation von Novel Foods richtig und wichtig. Trotz regulatorischer Vereinfachungen im Jahr 2018 (Regulation EU 2015/2283) und des daraus resultierenden Anstiegs von Novel-Food-Anmeldungen besteht für Deutschland und Europa die Gefahr, den internationalen Anschluss zu verpassen. Ein Vorbild könnte Singapur sein: Die zuständige Behörde, die „Singapore Food Agency“ (SFA), unterstützt eine beschleunigte Zulassung für Novel Foods und erleichtert somit die Markteinführung neuer Novel-Food-Produkte. Abbildung 1: Angenommene Anträge für neuartige Lebensmittel, die von Januar 2003 bis Dezember 2019 in die Risikobewertung der EFSA eingegangen sind [3]. Natürlich erkennen wir die Wichtigkeit einer umfassenden Zulassungskontrolle für die Produktion von Novel Foods an, allerdings darf der regulatorische Prozess nicht ein Hindernis für Innovation und Fortschritt darstellen. Wir setzen uns daher für mehr Investitionen in die weitere Entwicklung sowie eine auf wissenschaftlichen Kriterien basierende Überprüfung der Produktion und Nutzung dieser Lebensmittel ein. Jedoch sollte die Überprüfung der Verträglichkeit dieser Produkte ohne unnötig aufgeblähte bürokratische Hürden erfolgen. Auf diese Weise könnte der Eintritt von Novel Foods in den europäischen Markt vereinfacht werden. Wir hoffen auch, dass die Erfahrungen der amerikanischen Zulassung hilft, das Thema bei den europäischen Behörden und Politikern präsenter zu machen. Die Entwicklung von Zukunftstechnologien wie dieser sollte auch in Europa stattfinden! Quellen: [1] Tagesschau, 2023. USA genehmigen Verkauf von Labor-Fleisch  [2] Partei der Humanisten, 2022. Fleischprodukte aus Zellkultur [3] Ermolaos Ververis et al. Novel foods in the European Union: Scientific requirements and challenges of the risk assessment process by the European Food Safety Authority, Food Research International, 137, 109515, 2020

Lichtblick fürs Klima: Deutscher Fleischkonsum sinkt weiter

Fleisch und andere tierische Produkte sind für viele Menschen ein zentraler Bestandteil ihrer Ernährung. Übermäßiger Konsum tierischer Produkte ist jedoch nachweislich nicht gesund [1]. Eine Reduktion dieses Konsums schont zudem das Klima [2]. Die gute Nachricht: Das Bewusstsein für Gesundheit und Klima scheint sich in Deutschland durchzusetzen. Seit 2018 geht der Fleischkonsum stetig zurück. Lebensmittel-Skandale, die Corona-Pandemie und steigende Lebenshaltungskosten werden als Gründe angeführt [3]. Auch für 2023 wird ein weiterer Rückgang erwartet. Am stärksten ging der Pro-Kopf-Konsum von Schweinefleisch zurück, gefolgt von Rindfleisch, während der Geflügelkonsum etwa konstant blieb. Insbesondere die Produktion von Rindfleisch erzeugt eine große Menge Treibhausgase, was auch am Flächenverbrauch für den Futteranbau liegt [4]. Eine Reduktion kann daher ein wertvoller Beitrag zum Klimaschutz sein. Insgesamt sind die Deutschen aber auf einem guten Weg zu einer gesünderen und klimaschonenden Ernährungsweise. [1] DGE aktuell, 2021. Gut für die Gesundheit: Viel Gemüse und Obst, weniger Fleisch. Abgerufen am 20.02.2023. [2] Die Humanisten, 2022. Klimaschonende Ernährung: Hartes Brot? Abgerufen am 20.02.2023. [3] Tim Koch, Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH, 2022. Erneut weniger Fleisch verzehrt. Abgerufen am 20.02.2023 [4] Our World in Data, 2022. Food: greenhouse gas emissions across the supply chain. Abgerufen am 20.02.2023.

Guter Boden: Grundlage für unser Überleben

Die Landwirtschaft ist nicht nur eine der größten Quellen für den Ausstoß von Treibhausgasen, sondern leidet selbst auch in Form des sich immer mehr verschärfenden Klimawandel unter ihm. Die steigenden Temperaturen, längere Dürre- oder Feuchtigkeitsperioden und extreme Wetterphänomene führen zur Bodendegradation, zu Überschwemmungen und Wüstenbildung. Die FAO (Food and Agriculture Organisation of the United Nations) schätzt, dass die Produktion der vier größten Getreidearten weltweit um etwa 17 % einbrechen wird, sollten wir die aktuelle Emission der Treibhausgase nicht deutlich reduzieren [1]. Wir müssen unseren Boden schützen, um uns als wachsende Weltbevölkerung auch in Zukunft ausreichend und sicher ernähren zu können. Hierfür brauchen wir eine moderne und diverse Landwirtschaft. Technologische Innovationen wie die Genom-Editierung, verbesserte Anbaupraktiken, neuartige Pflanzenschutzmittel, gut geschulte Landwirte, Erforschung und Entwicklung angepasster Nutzpflanzen und der verantwortungsvolle Umgang mit Land und natürlichen Ressourcen sind wichtige Ansätze, um diesem Problem zu begegnen [2]. Auch eine nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft wird notwendig sein, um den klimabedingten Flächenverlust auszugleichen [3]. Darüber hinaus haben landwirtschaftlich genutzte Böden erhebliches Potential, Kohlenstoff zu binden und zu speichern und können damit zu der Bekämpfung des Klimawandels beitragen [4]. Nur wenn wir einen möglichst klimaresistenten Agrar- und Lebensmittelsektor mit modernen Produktionsmethoden etablieren können, die nachhaltig die Erhaltung und Verbesserung der Bodenqualität fördern, werden wir in Zeiten des Klimawandels eine sichere Nahrungsmittelversorgung erreichen. [1] FAO (2015). The impact of natural hazards and disasters  on agriculture, food security and nutrition. Verfügbar unter: https://www.fao.org/3/i5128e/i5128e.pdf [2] TMG Research gGmbH (2020). Systemic Challenges, Systemic Responses – Innovating Adaptation to Climate Change through Agroecology. Verfügbar unter: https://globalsoilweek.org/wp-content/uploads/2020/12/Systemic-Challenges-Systemic-Responses.pdf [3] FAO (2018). The future of food and agriculture – Alternative pathways to 2050. Verfügbar unter: https://www.fao.org/3/I8429EN/i8429en.pdf [4] Bradford et al. (2019). Soil carbon science for policy and practice, Verfügbar unter: https://www.nature.com/articles/s41893-019-0431-y 

Beitrag zu einer sicheren Ernährung in Kenia

Die Welt verändert sich – unter anderem aufgrund des Klimawandels und der wachsenden Weltbevölkerung. Dies wird vor allem in Regionen der Welt deutlich, die sowieso schon mit schwierigen landwirtschaftlichen und klimatischen Bedingungen zu kämpfen haben. Neben Fortschritten in der Zucht bieten auch moderne biotechnologische Verfahren die Möglichkeit, Pflanzen an die sich verändernden klimatischen Bedingungen anzupassen. In vielen Ländern der Welt werden gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut, die neben der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft einen wichtigen Beitrag zur Ernährungssicherheit leisten. Leider haben westliche NGOs dazu beigetragen, dass in Afrika vergleichsweise wenige genetisch veränderte Pflanzen getestet und eingesetzt wurden. Dabei wird Afrika immer wieder von Dürren heimgesucht, die regelmäßig zu Hungersnöten führen. Die Kritik westlicher NGOs wird von einigen als anmaßend wahrgenommen, weil sie von geringem Respekt für die Souveränität afrikanischer Länder zeugt [1]. Der nun genehmigte Anbau von MON810, einer insektenresistenten Maislinie, im von Dürren gebeutelten Kenia kann einen wichtigen Beitrag zur sicheren Ernährung der lokalen Bevölkerung leisten und die kenianische Nahrungsversorgung resilienter gegen Ernteausfälle machen [2-3]. Wir als Partei der Humanisten befürworten einen technologieoffenen Ansatz, um eine ausreichende und ausgewogene Ernährung überall auf der Welt zu gewährleisten. Gerade in Zeiten des beschleunigten Klimawandels sehen wir eine große Chance in der grünen Gentechnik, um unsere Landwirtschaft schneller an die sich ändernden Bedingungen anzupassen. [1] https://www.replanet.ngo/post/africa-should-speak-for-itself-on-gmos [2] https://news.agropages.com/News/NewsDetail—44239.htm [3] https://www.kbc.co.ke/scientists-call-for-de-politicisation-of-agricultural-biotechnology/

Klimaschonende Ernährung: Hartes Brot?

Es klingt verlockend: Mit einem kurzen Blick im Supermarkt lassen sich umweltschonende Produkte identifizieren und im Handumdrehen rettet man Klima und Umwelt. So einfach ist es aber leider doch nicht. Viele Produkte werben mit einem typischerweise in hellgrün gehaltenen Logo für „Bio“ oder „ohne Gentechnik“ – doch oftmals steckt dahinter eher geschicktes Marketing als ein ökologischer Nutzen. So haben „Bio“-Produkte meist einen höheren CO2-Fußabdruck, weil die Produktivität deutlich niedriger ist [1]. Eine Aussage darüber, ob dieses Produkt nun klimafreundlich oder klimaschädlich ist, erhält der Kunde damit nicht. Relativ unumstritten ist, dass wir im Durchschnitt zu viele tierische Produkte, vor allem zu viel Fleisch, konsumieren. Das ist sowohl ungesund [2] als auch schlecht für Klima und Umwelt [3]. Wir können also etwas für unsere eigene Gesundheit und die des Klimas tun, indem wir mehr pflanzliche Lebensmittel aus Getreide, Obst und Gemüse konsumieren. Unser hoher Fleischkonsum dagegen beschleunigt den Klimawandel und gefährdet die Ernährungssicherheit [3]. Darüber hinaus ist Verschwendung ein großes Problem – Lebensmittel werden tonnenweise weggeschmissen. Auch hier können Konsumenten beispielsweise durch vorausschauende Einkaufsplanung einen signifikanten Beitrag leisten. Viele Lebensmittel sind zudem auch über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus noch genießbar. Jedoch muss auch die systematische Verschwendung von Lebensmitteln im Einzelhandel angegangen werden, auf den die Konsumenten relativ wenig Einfluss haben [4]. Wir sollten uns daher vornehmen, unser Essen bewusst zu genießen und unser breites und sicheres Angebot an Lebensmitteln nicht als selbstverständlich hinzunehmen. Wir brauchen sowohl relevantere Informationen über unsere Lebensmittel, um bessere individuelle Entscheidungen treffen zu können, als auch systematische Veränderungen unser Lebensmittelversorgung, um unsere Ernährung gesünder und nachhaltiger gestalten zu können. [1] Ritchie, 2017. Is organic really better for the environment than conventional agriculture? https://ourworldindata.org/is-organic-agriculture-better-for-the-environment [2] DGE aktuell,2021. Gut für die Gesundheit: Viel Gemüse und Obst, weniger Fleisch https://www.dge.de/presse/pm/gut-fuer-die-gesundheit-viel-gemuese-und-obst-weniger-fleisch/ [3] ZDF, 2021. Studie zu Öko-Bilanz WWF: Mit weniger Fleisch das Klima retten https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/klima-fleisch-wwf-studie-100.html [4] Anne-Catrin Hummel (Welthungerhilfe), 2022. Lebensmittelverschwendung Ursachen & Fakten https://www.welthungerhilfe.de/lebensmittelverschwendung