Die Energiewende steht in der Kritik. Trotz jahrzehntelanger Anschubfinanzierung fließen heute und auf absehbare Zeit über 15 Mrd.€ jährlich allein in die Förderung nach Vorbild der EEG-Umlage ( Enervis Energy Advisors GmbH, 2023). Deutschland hat trotz niedriger Börsenpreise regelmäßig die höchsten Energiepreise in Europa und trotzdem ist der CO2-Ausstoß immer noch ungefähr 10 Mal so hoch wie in Schweden oder Frankreich. Nur die wenigsten Klimaziele können erreicht werden und zu allem Überfluss haben wir mit dem flächendeckenden Ausrollen von industriestaaten-großen Speichern noch gar nicht angefangen. Das ist nur ein Teil der Probleme mit denen wir zu kämpfen haben – aber was sollen wir tun? Einfach aufhören und darauf hoffen, dass die Klimawissenschaft wirklich nur ein großer Schwindel ist? Oder weiter machen wie bisher und hoffen, dass sich doch noch eine Verbesserung der Situation einstellt? Beide Alternativen sind keine ernstzunehmenden Lösungen. Aber das sind nicht die einzigen beiden Wege! Es gibt Möglichkeiten die Probleme der Energiewende mit bereits erprobten, verfügbaren Technologien zu lösen und zumindest nah an die Klimaneutralität heran zu kommen. Wir fangen bei diesem Themenabend (fast) bei null und mit einem frischen Blick auf die Dinge an und beleuchten, was ein Stromnetz tut, was es in Zukunft tun muss, welche Technologien uns wirklich helfen und was das an Kosten und Einschränkungen für uns bedeuten wird. In der anschließenden Frage- und Diskussionsrunde kannst du gerne Punkte, die für dich unklar waren, nachfragen oder mit eigenem Wissen ergänzen. Wir freuen uns auf dich!
Wir Humanisten begrüßen den Ausstieg mehrerer europäischer Länder aus dem Energiecharta-Vertrag. Dieses Abkommen diente ursprünglich der abgesicherten Entwicklung von Energieinfrastruktur in Osteuropa nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion. In der jüngeren Vergangenheit wurde der Vertrag jedoch vor allem von Energiekonzernen genutzt, um gegen Klimaschutzmaßnahmen europäischer Länder zu klagen [1]. Nach der Charta steht Konzernen eine Kompensation zu, wenn Staaten zum Beispiel die Erschließung neuer Ölquellen untersagen oder aus der Kohleverstromung aussteigen [2]. Kompensationen konnten die entstandenen Kosten der Unternehmen sogar übersteigen, weil die Kompensation nach dem entgangenen Gewinn berechnet wird. Mittels der Energiecharta konnten Unternehmen der fossilen Energien laut Pariser Klimaschutzabkommen notwendige Klimaschutzmaßnahmen durch Klagen stark verteuern, oder durch Androhung von Klagen Druck auf die Gesetzgeber ausüben. Der Versuch der EU, den Vertrag durch Neuverhandlung an die EU-Klimaziele anzupassen, hat die Schlüsselprobleme nicht aufgelöst. Der Vertrag steht also effektiv einer zielführenden Klimapolitik entgegen, weswegen der Ausstieg überfällig war [3]. Leider bedeutet der Ausstieg nicht, dass der Vertrag umgehend seine Gültigkeit verliert, weil eine Übergangsfrist von 20 Jahren nach Austritt gilt [2]. Wir Humanisten appellieren an die Energieunternehmen, die Zeichen der Zeit zu erkennen und auf eine langfristige und nachhaltige Strategie umzuschwenken, die auf eine Abkehr von fossilen Energien und mehr Investitionen in CO2-arme Technologien der Energieerzeugung setzt. [1] Stefan Grobe, Euronews, 2022. Was ist der Energiecharta-Vertrag und warum ist er so umstritten? https://de.euronews.com/my-europe/2022/10/26/was-ist-der-energiecharta-vertrag-und-warum-ist-er-so-umstritten [2] Nico Schmidt, Investigate Europe, 2022. Deutschland bereitet Ausstieg aus Energiecharta vor. https://www.investigate-europe.eu/de/2022/deutschland-energiecharta-plan-austritt/ [3] Ralf Streck, Telepolis, 2022. Energiecharta-Vertrag zum Schutz fossiler Konzerne ist tot. https://www.heise.de/tp/features/Energiecharta-Vertrag-zum-Schutz-fossiler-Konzerne-ist-tot-7317668.html