Bayerisches Wahlsystem – Möge die Macht bei den Großen bleiben!

Bayern hat eines der komplexesten Wahlsysteme in Deutschland, was zur Folge hat, dass zu den Landtags- und Bezirkswahlen deutlich weniger Parteien antreten können als in anderen Bundesländern. Während in fast allen anderen Bundesländern eine Liste für das gesamte Land aufgestellt wird, muss in Bayern für jeden Bezirk eine eigene Liste aufgestellt werden [1]. Dies wäre nicht weiter tragisch, doch muss auch jede einzelne Liste legitimiert werden. Das bedeutet, dass alle Parteien, die bei der vorherigen Wahl nicht mindestens 1,25% der gültigen Stimmen erhielten, Unterstützerunterschriften sammeln müssen. Gefordert ist eine Unterschrift pro tausend Einwohner pro Bezirk, mit der Ausnahme von Oberbayern, wo es auf 2.000 Unterschriften gedeckelt ist [2]. Insgesamt müssen also für nicht etablierte Parteien jedes Mal rund 8.500 Unterschriften gesammelt werden. Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl sind das für ganz Bayern „nur“ 2000 Unterschriften. Für Kleinparteien, deren personelle und finanzielle Ressourcen im Gegensatz zu den großen, vom Staat finanziell unterstützten Parteien stark limitiert sind, eine kaum zu stemmende Hürde [3]. Um in Bayern überhaupt in einem Bezirk mit einer Liste antreten zu dürfen, wird in jedem Bezirk mindestens ein Direktkandidat benötigt [4]. Allein dieser Umstand sorgt dafür, dass viele Parteien vom Wahlzettel verschwinden, denn einen Direktkandidaten aufzustellen, ist gar nicht so einfach. Die sogenannten Stimmkreise für Direktkandidaten sind nur etwa halb so groß wie bei der Bundestagswahl [5] und für die Aufstellung des Kandidaten werden mindestens drei aktive Mitglieder aus diesem Kreis benötigt [6], welche sich zusammenfinden und durch einen riesigen Haufen bürokratischer Dokumente arbeiten dürfen. Unter diesen drei muss auch noch jemand sein, der sich rein ehrenamtlich und mit wenig Aussicht auf tatsächlichen Erfolg als Direktkandidat unentgeltlich in den Wahlkampf stürzt. Würde man alle 91 Stimmkreise mit einem Direktkandidaten besetzen wollen, wären also mindestens 273 aktive Mitglieder in Bayern nötig, die perfekt homogen über alle Kreise verteilt sein müssten. So werden schon viele Parteien an der Wahlteilnahme gehindert, obwohl sie wie bei Europawahlen oder Bundestagswahlen auch mit einer Liste antreten könnten. Weitere interessante Punkte, welche Alleinstellungsmerkmale des bayerischen Wahlsystems sind, sind der Wahlzettel und die Stimmenauszählung. So werden Stimmen für Direktkandidaten mit den Zweitstimmen zu einer Gesamtstimmenzahl verrechnet. Dadurch ist es möglich, dass eine Partei zwei Stimmen von einem Wähler erhält. Der Bayerische Landtag schreibt dazu: „Durch die Auszählung der Gesamtstimmen geht (anders als bei der Bundestagswahl) Ihre Erststimme nicht „verloren“, wenn Ihr Direktkandidat nicht gewinnt – beide Stimmen zusammen ergeben das Endergebnis“ [7]. Dass dafür aber die Hürden für kleinere Parteien noch höher gelegt werden, wird nicht erwähnt. Bayern hat zudem eine Fünf-Prozent-Hürde, jedoch ohne eine Ausnahmeklausel wie bei der Bundestagswahl, welche auch den Einzug bei mindestens drei gewonnenen Direktmandaten erlaubt [7]. Durch die Schwierigkeit, überhaupt in jedem Bezirk, geschweige denn in jedem Stimmkreis einen Direktkandidaten aufstellen zu können (s.o.), wird diese Hürde noch schwerer erreichbar als z.B. bei der Bundestagswahl. Dasselbe gilt für die ersehnte Parteienfinanzierung, die bei 0,5 % liegt, unter der Bedingung, dass man in allen Stimmkreisen einen Direktkandidaten hat. Je weniger Direktkandidaten man hat, desto höher ist de facto die Hürde. Die Partei der Humanisten wird bei der kommenden Landtagswahl mit 15 bis 18 Direktkandidaten antreten. Für 15 (bei angenommener gleichmäßiger Einwohnerzahl in allen Stimmkreisen) existiert für uns also eine Hürde von 0,92 % für die Parteienfinanzierung und von 9,2 % für den Einzug ins Parlament. Es gibt noch viele weitere Punkte, welche Kleinparteien die Wahlteilnahme sowie den Einzug ins Parlament erschweren, doch die oben genannten sind die wesentlichen. Für uns ist dies ein untragbarer Zustand, denn er sorgt dafür, dass ein politischer Wechsel kaum möglich ist und damit die Demokratie direkt Schaden nimmt. Demokratie lebt vom Mitbestimmungsrecht der Menschen und der Aussicht auf Veränderung, stattdessen werden ihnen viele Gründe geliefert, nicht ihre bevorzugte Partei zu unterstützen, sondern eine der etablierten und dadurch ein „Weiter so“ zu fördern. Wir fordern ein Ende dieses fast schon undemokratischen Wahlsystems. So sollte die Anzahl der benötigten Unterstützerunterschriften für jeden Bezirk gesenkt werden, um dem Wähler möglichst viele Parteien zur Auswahl zu geben, weiterhin sollten die etablierten Parteien ebenfalls diese Unterschriften sammeln müssen. Dadurch soll Gleichberechtigung hergestellt werden. Außerdem fordern wir, dass die Zusammensetzung des Landtags sich wie bei der Bundestagswahl nach dem Zweitstimmenergebnis richtet. Um noch mehr Demokratie zu schaffen, sollte das Konzept einer Präferenzstimme eingeführt werden. Wenn sich ein Bürger unsicher ist, ob seine bevorzugte Partei ins Parlament einzieht, so könnte er – auf dem Wahlzettel mit einer extra Spalte – eine Ersatzstimme abgeben, welche dann dieser Partei zugerechnet würde. So „verschenkt“ kein Bürger seine Stimme, wenn er eine neue oder Kleinpartei wählt.  Es ist Zeit, unser System zu reformieren! Bist du dabei? PS: Für Unterfranken, Mittelfranken, Oberfranken und Oberbayern kannst du bereits in Bayern unterschreiben, sodass wir mit deiner Hilfe auf den Wahlzettel kommen! https://www.pdh.eu/uu/?lv=by Quellen: [1] Landeswahlgesetz Bayern. Art. 5: Wahlkreis, Stimmkreis, Stimmbezirk Landeswahlgesetz Bayern. Art. 26: Einreichung der Wahlkreisvorschläge [2] Landeswahlgesetz Bayern. Art. 27: Inhalt und Form der Wahlkreisvorschläge [3] Landeswahlgesetz Bayern. Art. 60: Leistungen an Parteien [4] Landeswahlgesetz Bayern. Art. 27: Inhalt und Form der Wahlkreisvorschläge [5] Landeswahlgesetz Bayern. Anlage zu Art. 5, Abs. 4: Stimmkreiseinteilung für die Wahl zum Bayerischen Landtag Bundeswahlleiter. Bundestagswahl 2021: Einteilung der Wahlkreise [6] Landeswahlgesetz Bayern. Anlage 8 zu Art. 31, Abs. 4, Nr. 3: Niederschrift über die Aufstellung des Stimmkreisbewerbers/der Stimmkreisbewerberin [7] Bayerische Landtag. Unser Wahlsystem, abgerufen am 30.09.2022

Korruption: Nicht überall läuft es wie geschmiert

Auch wenn Korruption mittlerweile im Wesentlichen im Strafgesetzbuch geregelt ist, soweit es die freie Wirtschaft, die Verwaltung sowie das Gesundheitssystem betrifft, so gibt es bezüglich der Mandatsträger noch Handlungsbedarf. Was ist Korruption? Korruption kann man allgemein als den Missbrauch von Einfluss beschreiben. Dieser Missbrauch geschieht, um daraus einen persönlichen Vorteil zu erlangen [2]. Allein im Jahr 2021 wurden in Deutschland 7.433 Fälle von Korruption polizeilich registriert, was einem Anstieg um 34,9 % im Vergleich zum Jahr 2020 entspricht [3]. Zugleich stieg der Anteil der sog. Begleitdelikte, also etwa Betrugs- und Urkundendelikte, aber auch strafbare Absprachen im Wettbewerb, um 10,6 %. Schäden durch Korruption Die Schäden durch Korruption sind vielfältig. Für die Demokratie kann sie zur Gefahr werden, da sie das Vertrauen in diese selbst und ihre Institutionen nachhaltig untergräbt [4]. Sie beeinträchtigt die Qualität des demokratischen Prozesses insgesamt und nicht nur die einzelnen Institutionen, in denen sie auftritt [5]. Insbesondere kann ein hohes wahrgenommenes Korruptionsniveau zu einer Verzerrung des politischen Wettbewerbs und damit einer Störung der Chancengleichheit in der Demokratie führen [6]. Gründe Andererseits ist Korruption für die Akteure, die sie begehen, praktisch. Sie erleichtert die Abwicklung von Geschäften, man kennt einander. Rein (markt-)rational betrachtet ist Korruption also vorteilhaft. Sie erleichtert für den Bestechenden beispielsweise Verwaltungsvorgänge und beschleunigt sie [7]. Zugleich ermöglicht sie finanziell starken Minderheiten, sich Schutz vor Diskriminierung zu „erkaufen“ [8]. Übermäßige Bürokratie führt zu erhöhter Korruption. Diese wiederum führt zu künstlichen Monopolen, die den Wunsch wecken können, sich durch unlautere Mittel daran zu beteiligen [9].  Es gibt also viele Gründe, aus denen heraus Korruption für die betreffenden Akteure eine Handlungsoption sein kann. Die rechtliche Situation Korruption ist in Deutschland strafbewehrt, sofern sie im öffentlichen [10] oder privaten [11] Sektor geschieht. Hinsichtlich der Strafbarkeit von Abgeordneten existiert mit § 108e StGB eine Norm, deren Strafandrohung zuletzt infolge der „Maskendeals“ erhöht wurde. Ebenso wurden im Zuge desselben Gesetzgebungsverfahrens neue Regeln für Abgeordnete in Bezug auf Nebentätigkeiten in das Abgeordnetengesetz aufgenommen [14]. Dennoch bleibt noch viel zu tun. Eine Option wäre es beispielsweise, Nebeneinkünfte von Abgeordneten (anteilig) auf die Diät anzurechnen. Auch über ein Ruhen der Abgeordnetentätigkeit während der Zeit des Ermittlungsverfahrens sollte nachgedacht werden, um langfristig Schäden auch von der Demokratie und ihren Organen abzuwenden. Fazit Korruption ist vielfältig, vielschichtig und komplex. Ihre Bekämpfung ist schwierig, kann aber durch gezielte Maßnahmen, die auch die staatliche Verwaltung betreffen, bekämpft werden. Wichtig ist in jedem Falle, umfassende Transparenz bei der Entscheidungsfindung sicherzustellen und gerade auch im Bereich staatlicher Verwaltung dafür zu sorgen, dass Entscheidungen schnell und effizient getroffen werden können. So können Gründe und Anlässe für Bestechung vermindert werden. Auch wir müssen davon ausgehen, langfristig von diesem Thema nicht verschont bleiben zu können und müssen daher bereits frühzeitig Maßnahmen ergreifen. Deshalb haben wir beschlossen, ein Qualitätsmanagement-System aufzusetzen. Dieses soll neben Wissenstransfer und einheitlichen Prozessen auch mehr Transparenz in unsere Prozesse bringen. Damit wir dieses Ziel besser erreichen können, greifen wir zusätzlich auf externe Hilfe zurück. Richtig durchstarten wollen wir dazu 2023. Wir halten euch auf dem Laufenden. Übrigens – Hier kann man unsere Position zu Transparenz in der Politik nachlesen: https://www.pdh.eu/programmatik/transparenz/ Quellen: [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Welt-Anti-Korruptions-Tag [2] https://www.bzst.de/DE/DasBZSt/Korruptionspraevention/korruptionspraevention_node.html [3] Bundeslagebild Korruption 2021, Bundeskriminalamt, S. 4. [4] https://www.transparency.de/fileadmin/Redaktion/Publikationen/2022/Scheinwerfer_95.pdf [5] Olteanu, Tina: Korrupte Demokratie?, Kapitel: Korruption in der Demokratie, https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/978-3-531-94351-0_7.pdf [6] Wolf, Sebastian, Korruption und Antikorruption in Politik und Verwaltung, APuZ 19-20/2021 [7] Graeff, Peter, Positive und negative ethische Aspekte von Korruption, SSOAR Info, S. 7-8, https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/3783/ssoar-sub-2002-3-graeff-positive_und_negative_ethische_aspekte.pdf?sequence=1 [8] https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/3783/ssoar-sub-2002-3-graeff-positive_und_negative_ethische_aspekte.pdf?sequence=1, S. 8 [9] Berger, Jens, Korruption in Europa, Kapitel: Das Phänomen der Korruption, https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-37881-3_2#Sec18 [10] https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__331-334.html [11] https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__299.html [12] BGHSt 57, 202, http://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/document.py?Gericht=bgh&Art=en&nr=60679&pos=0&anz=1  [13] Besprechung der Entscheidung unter: https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/korruption-bei-kassenaerzten-straflos-und-trotzdem-verboten/ [14] https://dserver.bundestag.de

Kinderrechte sind Menschenrechte

Wie denken wir Kinderrechte? Humanistische Sozialpolitik setzt auf Chancengleichheit, materielle und soziale Teilhabe, Inklusion, Hilfe zur Selbsthilfe und den Schutz von Kindern und Familie.Kinder sind die Zukunft unserer Gesellschaft. Wir wollen die Rechte der Kinder in den Gesetzen und vor Gericht stärken und Eltern- und Partnerschaften in allen Formen gleichberechtigt anerkennen. Die berufliche Chancengleichheit der Eltern ist durch paritätische Fürsorge derselben und durch betriebliche und staatliche Fürsorgeunterstützung zu  gewährleisten. Die beitragsfreie Kita ist ein wichtiger Baustein zur Absicherung eines kostenfreien Zugangs zu frühkindlicher Bildung und Förderung. Im Gesundheitswesen, in der Kinderbetreuung, der Schulbildung und der Universitätsausbildung ist eine flächendeckende Grundversorgung mit  religiös-weltanschaulich neutralen Einrichtungen sicherzustellen. Denn Bildung ist Zukunft, hier sollte man nicht sparen. Aber nicht nur für die Kinder braucht es bessere Politik. Mehr flexible Elternteilzeit und auch ein guter Betreuungsschlüssel für die älteren Geschwisterkinder, während sich die Mutter von der Geburt erholt, gehört für uns zu einer voll umfänglichen Familienpolitik! In unserem Programm heißt es schon immer: ,,Die Menschenrechte gelten auch für Kinder und Jugendliche und dürfen durch niemanden, nicht einmal auf ausdrücklichen Wunsch der Erziehungsberechtigten, aufgehoben oder verletzt werden. Für uns spielen die Kinderrechte eine besondere Rolle. Kinder haben nicht nur ein Recht auf körperliche Unversehrtheit und gewaltfreie Erziehung, sondern unter anderem auch auf Gesundheit, Bildung und Freizeit.“

Guter Boden: Grundlage für unser Überleben

Die Landwirtschaft ist nicht nur eine der größten Quellen für den Ausstoß von Treibhausgasen, sondern leidet selbst auch in Form des sich immer mehr verschärfenden Klimawandel unter ihm. Die steigenden Temperaturen, längere Dürre- oder Feuchtigkeitsperioden und extreme Wetterphänomene führen zur Bodendegradation, zu Überschwemmungen und Wüstenbildung. Die FAO (Food and Agriculture Organisation of the United Nations) schätzt, dass die Produktion der vier größten Getreidearten weltweit um etwa 17 % einbrechen wird, sollten wir die aktuelle Emission der Treibhausgase nicht deutlich reduzieren [1]. Wir müssen unseren Boden schützen, um uns als wachsende Weltbevölkerung auch in Zukunft ausreichend und sicher ernähren zu können. Hierfür brauchen wir eine moderne und diverse Landwirtschaft. Technologische Innovationen wie die Genom-Editierung, verbesserte Anbaupraktiken, neuartige Pflanzenschutzmittel, gut geschulte Landwirte, Erforschung und Entwicklung angepasster Nutzpflanzen und der verantwortungsvolle Umgang mit Land und natürlichen Ressourcen sind wichtige Ansätze, um diesem Problem zu begegnen [2]. Auch eine nachhaltige Intensivierung der Landwirtschaft wird notwendig sein, um den klimabedingten Flächenverlust auszugleichen [3]. Darüber hinaus haben landwirtschaftlich genutzte Böden erhebliches Potential, Kohlenstoff zu binden und zu speichern und können damit zu der Bekämpfung des Klimawandels beitragen [4]. Nur wenn wir einen möglichst klimaresistenten Agrar- und Lebensmittelsektor mit modernen Produktionsmethoden etablieren können, die nachhaltig die Erhaltung und Verbesserung der Bodenqualität fördern, werden wir in Zeiten des Klimawandels eine sichere Nahrungsmittelversorgung erreichen. [1] FAO (2015). The impact of natural hazards and disasters  on agriculture, food security and nutrition. Verfügbar unter: https://www.fao.org/3/i5128e/i5128e.pdf [2] TMG Research gGmbH (2020). Systemic Challenges, Systemic Responses – Innovating Adaptation to Climate Change through Agroecology. Verfügbar unter: https://globalsoilweek.org/wp-content/uploads/2020/12/Systemic-Challenges-Systemic-Responses.pdf [3] FAO (2018). The future of food and agriculture – Alternative pathways to 2050. Verfügbar unter: https://www.fao.org/3/I8429EN/i8429en.pdf [4] Bradford et al. (2019). Soil carbon science for policy and practice, Verfügbar unter: https://www.nature.com/articles/s41893-019-0431-y 

Inklusion: Viel geschafft, aber noch mehr zu tun

Die grundsätzlichen Rechte, die jedem Menschen mit Behinderungen zustehen, regelt die UN-Behindertenrechtskonvention, die 2008 international in Kraft getreten ist. Diese hat Deutschland am 24. Februar 2009 ratifiziert. Damit ist die Konvention in Deutschland geltendes Recht. Seitdem ist Deutschland nicht nur dazu verpflichtet, gegenüber dem Komitee für die Rechte von Menschen mit Behinderungen periodisch Berichte über den Stand der Umsetzung der Konvention abzugeben, sondern auch, diese Umsetzung weiter voranzutreiben [1]. Die Konvention verpflichtet die Mitgliedsstaaten dazu, die Inklusion von Menschen mit Behinderungen kontinuierlich zu verbessern, diesen Unterstützung zuteilwerden zu lassen sowie dafür zu sorgen, dass aufgrund der Behinderung keine Nachteile entstehen. Was ist seitdem in Deutschland passiert? Seitdem hat sich einiges in diesem Bereich getan. Es gibt in der Zwischenzeit auf den Seiten staatlicher Behörden vielfach Informationen in leichter Sprache. Diese Angebote werden permanent weiter ausgebaut und finden sich an sehr vielen staatlichen Stellen wieder. Auch im privaten Bereich setzen Unternehmen und Firmen immer mehr auf barrierefreie Angebote. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk werden Sendungen mit Untertiteln, Audio-Beschreibung oder Gebärden-Dolmetscher ausgestrahlt. Diese finden sich schnell erreichbar in den digitalen Mediatheken, wo man speziell nach barrierefreien Angeboten suchen kann. Dort übt der Staat seine Vorbildfunktion bereits sehr gut aus. Mit dem Format „Sehen statt Hören“ gibt es sogar ein Format, das sich explizit an Gehörlose richtet und in Gebärdensprache ausgestrahlt und moderiert wird [2]. Auch bauliche Barrieren in Gebäuden werden nach und nach abgebaut. Im Bereich der politischen Teilhabe gab es über die Jahre viele Verbesserungen. Für Menschen mit Sehbehinderungen gibt es zum Beispiel Schablonen für die Wahlzettel und Audio-CDs, die angefordert werden können. Mitgliedschaften in Parteien und generelle Präsenz für Menschen mit Behinderungen haben seitdem deutlich zugenommen. Welche Probleme gibt es noch in Deutschland? Allerdings ist nach wie vor viel zu tun. So fehlt es an vielen Stellen noch an Bodenleitsystemen für Blinde. Diese sorgen dafür, dass Menschen mit Sehbehinderungen zuverlässig Kreuzungen und Wege zum Beispiel auf öffentlichen Plätzen erkennen können. Leider werden diese oft zugestellt mit Blumenkübeln, Schildern, Autos und Fahrrädern. Darüber hinaus fehlen das Verständnis und die Aufmerksamkeit für unsichtbare Behinderungen bzw. psychische Beeinträchtigungen. Generell fehlt es an vielen Stellen im Bereich Inklusion noch an Aufklärung darüber, welche Maßnahmen zu welchem Zweck ergriffen werden. Das führt zurzeit dazu, dass viele Barrieren oder wichtige Hilfsmittel nicht als solche wahrgenommen werden. Weiterhin müssen die Regeln besser aufeinander abgestimmt werden. So hebeln Bestands- und Denkmalschutz oftmals Regeln für barrierefreies Bauen aus, welche für viele Neubauten mittlerweile gelten. Dabei sollte der Staat seiner Vorbildfunktion gerecht werden und Bauten, die er selbst nutzt und errichtet hat, nach dem 3-Sinne- Prinzip ausrichten. Dieses besagt, dass alle Informationen mit mindestens zwei von drei Sinnen (Sehen, Hören, Tasten) erfassbar sein müssen. Beispielsweise Texte als Audio-Version oder verfilmt mit Untertiteln, versehen mit Erläuterungen in Gebärdensprache. Gerade der ÖPNV ist vielfach noch nicht behindertengerecht. So gibt es immer noch Bahnsteige, an denen keine Aufzüge vorhanden sind oder wo diese defekt sind. Auch die Anmeldepflicht für Rollstuhlfahrer für Fahrten mit dem Nah- und Fernverkehrszügen der Deutschen Bahn ist definitiv diskussionswürdig. Zudem braucht es mehr Plätze in Zügen für Rollstuhlfahrer. Die Erfahrungen mit dem 9-Euro-Ticket haben deutlich und erschreckend gezeigt, welche strukturellen Probleme dort alleine schon für Rollstuhlfahrer bestehen.[3] Wenig Inklusion am Arbeitsmarkt Insbesondere auf dem Arbeitsmarkt ist noch viel zu tun. Hier ist Deutschland von echter Inklusion, echter gleichberechtigter Teilhabe, weit entfernt. Noch immer arbeitet der weit überwiegende Teil der Menschen mit Behinderungen in Werkstätten für behinderte Menschen für einen Hungerlohn [4]. Diese Werkstätten sollen der Inklusion in den Arbeitsmarkt dienen. Tatsächlich jedoch haben die Werkstätten in ihrer derzeitigen Ausgestaltung keinen echten Grund, geeignete Mitarbeiter in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Es lohnt sich schon rein finanziell für die Werkstätten nicht, dies zu tun. Besonders „fitte“ Mitarbeiter können die Arbeit ohne weitere Anleitung erledigen, benötigen keine Hilfe. Insbesondere die Entlohnung unterhalb des Mindestlohns ist nicht zu rechtfertigen, bietet sie doch der Ausbeutung ein großes Einfallstor. Dies ist aber tatsächlich mit der Beendigung der Sonderstellung der Werkstätten und der Behandlung aller dortigen Angestellten als Arbeitnehmer möglich. Denn nur Arbeitnehmer haben Anspruch auf Mindestlohn, nicht aber die arbeitnehmerähnlichen Personen, als die die Angestellten in Werkstätten für Menschen mit Behinderungen behandelt werden. Einige Firmen argumentieren damit, dass sie dadurch Gewinne verlieren würden. Jedoch darf die Menschenwürde nicht dem Firmengewinn untergeordnet werden. Dazu zählt auch ein Lohn, der eine soziale Teilhabe und ein würdiges Leben ermöglicht. Die Inklusion von Menschen mit Behinderungen muss als Menschenrecht über dem Wunsch von Unternehmen nach Gewinnen stehen. Barrieren bei der politischen Teilhabe Gerade auch im Bereich der politischen Teilhabe ist die Bilanz der Inklusionsbemühungen bestenfalls gemischt. Auf der einen Seite schlagen verschiedene Bemühungen, den Wahlprozess inklusiver zu gestalten, etwa durch Schablonen und Audio-CDs für Sehbehinderte, positiv zu Buche. Auch ist in der Zwischenzeit die Wahlrechtseinschränkung für Personen mit voller gesetzlicher Betreuung aufgehoben. Andererseits bestehen nach wie vor Probleme. So stellen viele Parteien ihre Programme noch nicht in Leichter Sprache zur Verfügung. Auch ist Screenreader-Tauglichkeit noch immer kein Standard, an dem sich viele Seiten messen lassen. Die Möglichkeiten, beim Wahlvorgang selbst Hilfe in Anspruch zu nehmen, sind eng begrenzt. Fazit Generell hat sich in Bezug auf Fragen wie Zugänglichkeit viel getan. Barrierefreies Bauen, Gebärdendolmetscher und Blindenleitsysteme sind heute bereits fester Bestandteil des Alltags. Das Bildungssystem und der Arbeitsmarkt sind jedoch weiterhin stark segregiert. Öffentliche und andere Gebäude sind vielfach noch nicht behindertengerecht oder barrierefrei, ebenso öffentliche Verkehrsmittel. Man muss aber klar sagen: Es hat sich insgesamt in den letzten 13 Jahren vieles verbessert und die Zeichen in dem Bereich stehen klar auf Veränderung ins Positive. Quellen: [1] https://www.institut-fuer-menschenrechte.de/das-institut/monitoring-stelle-un-brk/die-un-brk , abgerufen am 04.11.2022 [2] https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/sehen-statt-hoeren/index.html , abgerufen am 04.11.2022 [3]  https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/9-euro-ticket-probleme-fuer-menschen-mit-behinderung,T8LQDgq , abgerufen am 04.11.2022[4] https://www.deutschlandfunk.de/das-ueberholte-konzept-der-werkstaetten-100.html , abgerufen am 04.11.2022

Welt-Aids-Tag

Jedes Jahr am 01. Dezember erinnern die UN daran, dass wir schon seit vielen Jahrzehnten mit einer Pandemie kämpfen, die nichts mit Coronaviren zu tun hat. Nach der Erstbeschreibung des erworbenen Immundefizienzsyndroms AIDS im Jahr 1981 und der Identifikation des ursächlichen Virus zwei Jahre später ist die Pandemie längst nicht im Griff. Weltweit sind etwa 38 Millionen Menschen mit dem Humanen Immundefizienzvirus (HIV) infiziert. Jedes Jahr sterben etwa 700.000 Menschen an den Folgen ihrer HIV-Infektion und jährlich infizieren sich etwa 1,5 Millionen Menschen neu. Übertragungen sind möglich durch (ungeschützten) Geschlechtsverkehr, die Nutzung kontaminierter Injektionsnadeln, Bluttransfusionen und von Mutter auf Kind bei der Geburt. Dabei stehen schon seit über 20 Jahren hocheffektive Medikamente zur Verfügung, welche die Vermehrung des Virus vollständig unterbinden können – wenn sie konsequent eingenommen werden. Eine Heilung ist damit zwar nicht möglich, da das Virus sein Genom dauerhaft in Immunzellen einbaut, aber unter einer solchen Therapie ist ein normales Leben mit normaler Lebenserwartung möglich. Eine Übertragung des Virus ist dann ebenfalls fast ausgeschlossen. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit von Prä- und Postexpositionsprophylaxen, also Medikamenten, die vor und nach Risikokontakten eingenommen werden können und die Übertragung effektiv verhindern. Übertragungen über Bluttransfusionen konnten zumindest in Deutschland durch konsequentes Testen von Blutprodukten komplett unterbunden werden. Die HIV/AIDS-Pandemie zeigt daher wieder einmal deutlich, dass wissenschaftliche Errungenschaften durch die Politik konsequent umgesetzt und zugänglich gemacht werden müssen. Niemand müsste heute noch an den Folgen einer HIV-Infektion sterben. Dazu müssen Infizierte jedoch erfolgreich identifiziert werden. Etwa ein Viertel aller Infizierten weiß nichts von seiner Infektion. Ihnen muss eine lebenslange Behandlung ermöglicht werden. Das gilt vor allem für Länder des globalen Südens, in denen Gesundheitssysteme eine antivirale Therapie oft nicht bezahlen können. Es sind globale Bemühungen notwendig um, auch in ärmeren Ländern jedem Menschen einen Zugang zu diesen lebensrettenden Medikamenten zu ermöglichen. Als Humanisten setzen wir uns für weltweite Aufklärung und effektive Entwicklungshilfe ein. Nur wenn Erkenntnisse über diese Erkrankung in der Allgemeinbevölkerung vorhanden sind, ist effektive Prävention möglich. Der Welt-AIDS-Tag wurde ins Leben gerufen, um Aufmerksamkeit auf dieses wichtige Thema zu lenken und so einen Teil zu dessen Bekämpfung beizusteuern. Dieses Anliegen unterstützen wir. Mehr Infos findet ihr unter https://www.welt-aids-tag.de/ 

Der nächste Verbrecherstaat vor unserer Haustür? Erdogan jetzt Einhalt gebieten! 

Schon seit einigen Jahren nehmen die Berichte über die fortwährende Autokratisierung und die Einschränkung der bürgerlichen Freiheit in der Türkei zu. Die Türkei, welche sich einst bemühte, enger mit Europa zusammenzuwachsen, gibt es nicht mehr. Nach dem gescheiterten Militärputsch im Juli 2016 wurde der Ausnahmezustand ausgerufen und unter anderem die Menschenrechtskonvention außer Kraft gesetzt [1]. Zwar ist dieser Ausnahmezustand wieder aufgehoben, aber viele Grundrechte sind seitdem gesetzlich beschnitten [2]. Die Liste an Verbrechen, welche sich die Türkei unter Erdogan zu Schulden kommen ließ, nimmt extreme Ausmaße an. Unter anderem wird systematisch die freie Meinungsäußerung unterdrückt und Journalisten, welche Vorfälle kritisieren, werden aufgrund von „Beleidigung eines Amtsträgers“ vor Gericht gebracht. In milden Fällen läuft dies auf eine Geldstrafe hinaus, häufig sind jedoch auch Haftstrafen die Folge. Insbesondere Menschenrechtsverteidiger haben es laut Amnesty International schwer. Ihnen wird häufig ohne Anhaltspunkte „Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung“ vorgeworfen. Auch trat die Türkei 2021 aus der Istanbul-Konvention aus, welche die Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen vorsah. Auch hetzt die Regierung regelmäßig gegen Angehörige der LGBTQIA+-Bewegung und das Recht auf Versammlung wurde zu großen Teilen eingeschränkt – Zuwiderhandlungen wurden in der Vergangenheit häufig mit Haftstrafen geahndet. Doch damit ist leider noch nicht genug. Zuletzt kamen vermehrt Berichte auf, dass die Türkei sogar zur Folter greift und regimekritische Personen verschwinden lässt. Diese allein sind für uns Grund genug, um sämtliche Verträge und Handelsabkommen neu zu bewerten sowie entsprechende Sanktionen zu rechtfertigen [2,3]. Nachdem Mitte diesen Monats eine Bombe in Istanbul explodierte und dabei sechs Personen getötet wurden, dauerte es nicht lange, bis Erdogan die in der Türkei verbotene PKK (Arbeiterpartei Kurdistans) und ihren syrischen Ableger, die YPG, dafür verantwortlich machte [4]. Dies aber, obwohl es keinerlei Beweise, eher Gegenbeweise gibt und die beiden Parteien die Anschuldigungen von sich weisen. Erdogan nutzte dies, um im Irak und in Syrien kurdische Städte wahllos zu bombardieren und auch eine Bodenoffensive in Betracht zu ziehen [5]. Wir verurteilen das Handeln des türkischen Präsidenten und seiner Regierung aufs Schärfste. Ein Fortbestehen freundlicher Beziehungen ist längst nicht mehr tragbar. Wir fordern daher konkret: Die Türkei muss ihren Status als EU-Beitrittskandidat verlieren [6] Die wahllose Bombardierung kurdischer Gebiete muss sowohl vor den Sicherheitsrat als auch die Generalversammlung der Vereinten Nationen getragen werden Die Türkei muss aus dem Europarat ausgeschlossen werden [7] Sämtliche Kooperation in Forschung von Rüstungsgütern sowie  deren Handel mit der Türkei muss eingestellt werden Alle mit der Türkei bestehendenr Verträge und Handelsabkommen müssen neu überprüft und evaluiert werden Der Ausschluss der Türkei aus der NATO muss auf dessen Wirkung geprüft werden Gegen Erdogan und hochrangige Mitglieder seiner Regierung müssen Sanktionen verhängt werden Quellen [1] Bundeszentrale für politische Bildung, 13.07.2021. Vor 5 Jahren: Putschversuch in der Türkei [2] Humanrights, 08.2019. Türkei – Länderinfo [3] Amnesty International, 01.2022. Türkei 2021 [4] Tagesschau, 24.11.2022. Details, die Fragen aufwerfen [5] ZDF, 24.11.2022. Türkei bombardiert Kurden:  „Angriff nicht mit Völkerrecht vereinbar“  [6] Auswärtiges Amt, 01.12.2021. EU-Erweiterung: Türkei [7] Europarat. 46 Mitgliedstaaten, abgerufen am 24.11.2022

„One Love“– ein Statement gegen Homophobie, Antisemitismus und Rassismus, für Menschen- und Frauenrechte

Sport soll nicht politisch sein, heißt es. Doch diese Forderung geht nicht auf. Denn nicht nur das Tragen einer bunten Armbinde, auch das Verbot derselben ist politisch. Die Bekämpfung jeglicher Diskriminierung ist ein Ziel, welches die FIFA laut eigener Aussage explizit verfolgt. Bereits die „One Love“ -Armbinde war ein Minimalkompromiss. Doch am Tag des Turnierstarts wurde selbst diese untersagt, obwohl sie noch eine Woche zuvor zugelassen war. Es ist höchste Zeit, sich der FIFA entgegenzustellen – mit allen Konsequenzen, die das nach sich ziehen mag. Wenn sie eine Weltmeisterschaft ohne Länder wie England, Deutschland, Frankreich oder Belgien ausrichten möchte – viel Spaß. Der DFB hat als größter Verband ein Gewicht, das es einzusetzen gilt. Gerade nach der „Homophobiefrage“ der letzten Jahre zeigt sich, wie weit wir selbst von einem diskriminierungsfreien Fußball entfernt sind. Umso mehr ist jetzt die Gelegenheit, zu handeln und Flagge zu zeigen! Überschütten wir das deutsche Team und den DFB nicht mit Häme, sondern ermutigen wir sie, gegen ein tyrannisches System aufzustehen! Es gibt mehr als eine Art, Weltmeister zu werden! Die „Mundzuhalten“-Aktion des DFB-Teams war ein kleiner Beginn, jedoch bei Weitem nicht genug.Leider haben die genannten Länder allesamt einen Rückzieher beim Tragen der Binde gemacht und nehmen im Endeffekt normal und kleinlaut an der WM teil. Ein Statement, das man setzt, ohne dass man bereit ist, die möglichen Konsequenzen dafür zu tragen, ist kein Statement. Die Zeit des Gratismut muss enden, sonst werden Missstände bei der Gewährleistung von Menschenrechten nie effektiv bekämpft. Genau dann, wenn wie bei der WM in Katar gelbe Karten oder Punktabzug drohen wegen einer Armbinde, die für Menschenrechte steht, sollte man sie besonders sichtbar für die weltweite Öffentlichkeit tragen.Wir rufen den DFB und ganz Fußball-Deutschland zu einer Neuausrichtung des Verhältnisses zur FIFA auf – und beginnen damit bei dem Boykott dieser Weltmeisterschaften, wie wir ihn seit Beginn gefordert haben: https://www.pdh.eu/2022/10/19/wm-2022-in-katar-rote-karte-fuer-menschenrechtsverletzer/

Bewegung in Sachen Demokratie – Koalition senkt Wahlalter für Europawahl auf 16 Jahre

Es gibt Bewegung in Sachen Demokratie: Der Bundestag hat einem Gesetzentwurf zugestimmt, das Mindestalter bei Wahlen zum EU-Parlament auf 16 Jahre zu senken. Die Neuregelung soll erstmals bei der Wahl zum EU-Parlament im Mai 2024 gelten. Damit wird ein Teil unserer Forderung, Wahlen ab 16 zu ermöglichen, endlich umgesetzt. In unserem Programm steht es schon lange: „Wir setzen uns für eine allgemeine Altersreduzierung des aktiven Wahlrechts auf 16 Jahre auf allen politischen Ebenen ein.“ Damit ist Deutschland das vierte Land, das EU-Wahlen vor dem 18. Geburtstag erlaubt. In Griechenland darf ab 17 Jahren gewählt werden. Schon seit 2007 darf man mit 16 Jahren in Österreich wählen – in Malta seit 2018. Ab 2024 ist das nun auch bei uns erlaubt. Damit folgt die Bundesregierung der EU-Empfehlung und gibt jungen Menschen die politische Teilhabe, die ihnen zusteht. Bei uns könnt ihr schon ab 14 Mitglied werden: https://www.pdh.eu/mitgliedsantrag/ Im Übrigen gibt es viele Formen der politischen Teilhabe. Schaut dazu mal auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung vorbei: https://www.bpb.de/themen/politisches-system/24-deutschland/40484/politische-partizipation/ Nutzt am besten mehrere Möglichkeiten, euch zu beteiligen – denn Demokratie wird von ihren Bürgern gestaltet.

Polio-Ausbruch – Warum Impfungen auch für altbekannte Erreger so wichtig sind

Seit dem Jahr 2020 wird die gesundheitspolitische Diskussion insbesondere durch das Corona-Virus bestimmt. Doch in den vergangenen Wochen wurden vermehrt auch Ausbrüche der sogenannten Poliomyelitis, kurz Polio, festgestellt, welche auch als Kinderlähmung bekannt ist. Diese Ausbrüche sind unter anderem in Großbritannien, den Vereinigten Staaten und Israel aufgetreten [1]. Bei Polio handelt es sich um eine hochansteckende Infektionskrankheit, die vorwiegend Kinder im Alter unter fünf Jahren betrifft und in schweren Fällen das Nervensystem angreifen kann, was zu Lähmungen führt [2]. Die Krankheit ist nicht heilbar, ihr Ausbruch kann jedoch durch eine Impfung verhindert werden werden. Durch erfolgreiche Impfkampagnen gilt Polio in allen Regionen der Welt außer dem Nahen Osten als ausgerottet [3]. In Deutschland wurde die letzte übertragene Infektion im Jahr 1990 erfasst [3]. Die gegenwärtigen Ausbrüche der Krankheit sind auf zu geringe Impfquoten zurückzuführen. Grundsätzlich werden bereits Säuglinge in Deutschland nach Empfehlung der STIKO gegen die Kinderlähmung geschützt. Die Impfquote liegt in den Geburtsjahrgängen ab 2008 bei etwa 90 % – für Herdenimmunität wäre jedoch eine Quote von über 95 % erforderlich [4]. Auch wenn Deutschland bisher glücklicherweise von Polio-Ausbrüchen verschont geblieben ist, wären Infektionen durch die niedrigen Impfquoten auch bei uns denkbar. Ein weiterer Faktor sind die eingesetzten Polio-Impfstoffe. Bei der teilweise noch verbreiteten Schluckimpfung handelt es sich um einen Lebendimpfstoff, der geringe Mengen abgeschwächter Viren enthält. Wenn diese mutieren oder auf ungeimpfte Kontaktpersonen treffen, können sich Letztgenannte infizieren und erkranken [5]. Um das zu verhindern, sollten nur noch Totimpfstoffe verabreicht werden, zu denen auch die mRNA-Impfstoffe gehören, die bei den COVID-19-Impfstoffen erstmals zum Einsatz kamen und sich als sicher und wirksam erwiesen haben [6]. Wir fordern eine stärkere Förderung der Forschung an neuen Impfstoffen auch für altbekannte Erreger. Vor allem muss jedoch eine hohe Impfquote in der Bevölkerung angestrebt werden, um ein Wiederaufleben beinahe ausgerotteter Krankheiten sowie die Entstehung weiterer Pandemien zu verhindern. [1] https://www.tagesspiegel.de/wissen/gefahr-einer-lauhmenden-krankheit-warum-polio-wieder-auflebt-8631457.html [2] https://www.who.int/health-topics/poliomyelitis#tab=tab_1 [3] https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Poliomyelitis.html[4]  https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/faq-polio-101.html [5] https://www.impfen-info.de/impfempfehlungen/fuer-erwachsene/polio-kinderlaehmung/ [6] https://correctiv.org/faktencheck/2021/08/31/doch-die-wirksamkeit-und-sicherheit-von-covid-19-impfstoffen-wurde-in-studien-belegt/ 

Wirtschaftsweise fordern höheren Spitzensteuersatz

Am Mittwoch stellte der „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“, die sogenannten Wirtschaftsweisen, sein Jahresgutachten 2022/23 vor. Geprägt vom russischen Angriffskrieg auf die Ukraine liegt ein Fokus dieses Jahr auf den bisherigen und geplanten Entlastungspaketen der Bundesregierung. Die Kritik: Die Entlastungspakete seien nicht zielgenau, sie entlasten auch wohlhabende Haushalte stark. Es kämen „die bisherigen Maßnahmen wie etwa der Tankrabatt in großem Umfang auch den höheren Einkommensgruppen zugute“. Um die Inflationshilfen sozialer zu gestalten, fordert der Sachverständigenrat auch einen höheren Spitzensteuersatz. [1] Wir, die Partei der Humanisten, treten für diesen schon länger ein. Aus unserem Wahlprogramm für die Bundestagswahl 2021: „Wir fordern die Einführung einer weiteren Tarifzone der Einkommenssteuer mit einem Spitzensteuersatz von 50% ab einem Jahresbruttoeinkommen von einer Million Euro.“  Auch ließen sich die geplanten Hilfen sozialer gestalten. So ist eine Obergrenze bei der Gaspreisbremse erforderlich. Die Preisbremse sollte bei den privaten Haushalten für den Grundbedarf an Gas greifen und nicht unnötigerweise darüber hinaus. Ein hoher Gasverbrauch von Einzelnen, die ihre Pools und Villen heizen, muss nicht auch noch vom Staat subventioniert werden. Neben der Forderung nach einem höheren Spitzensteuersatz äußerten sich die „Wirtschaftsweisen“ zudem dazu, ob die Schuldenbremse auch im Jahr 2023 ausgesetzt bleiben könne. Laut Art. 115 GG lässt sich die Schuldenbremse in außergewöhnlichen Notsituationen, die sich der Kontrolle des Staates entziehen, aussetzen [2]. Die Wirtschaft hat sich von den Folgen der Corona-Pandemie noch nicht erholt, der Klimawandel schreitet immer weiter voran und zusätzlich belasten steigende Preise die Bürger. Es droht aus der schon bestehenden Insolvenzwelle eine ernstzunehmende Wirtschaftskrise zu werden, die es zu verhindern gilt. Doch darin sieht die Bundesregierung offenbar keine außergewöhnliche Notsituation. Nicht einmal 48 Stunden, nachdem der Sachverständigenrat Wirtschaft nochmal unterstrichen hatte, dass sich ein Aussetzen der Schuldenbremse im Jahr 2023 aufgrund der Folgen der Energiekrise erneut rechtfertigen ließe [3], betonten die haushaltspolitischen Sprecher der Ampelparteien, dass man die Voraussetzungen zur Aussetzung gar nicht erst prüfen wird – man werde zur Schuldenbremse zurückkehren [4]. Die Bundesregierung mit Finanzminister Lindner setzt weiter auf Sparkurs. Doch man kann sich nicht aus einer Krise „heraussparen“. Schon gar nicht, wenn es sich um eine angebotsseitige Inflation handelt. Die Ursachen liegen nicht bei einer überhitzten Wirtschaft – sondern bei einem starken Energieschock, ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Um die Auswirkungen dieser Ursache so gut es geht zu mindern, bedarf es breitflächiger Investitionen wie einen beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien samt Speicherinfrastruktur oder auch energetische Gebäudesanierungen, die den Energiebedarf senken würden. Stattdessen aber begegnet man der Krise lieber mit Pfennigfuchserei. Dass das stramme Einhalten der hochgelobten Schuldenbremse oder gar der schwarzen Null im letzten Jahrzehnt ein Fehler war, wird nun umso deutlicher. Hätte sie die Investitionen in eine echte Energiewende nicht blockiert, wäre Deutschland heute nicht so stark von den teuren Öl- und Gasimporten abhängig, die Inflation niedriger und auch der Klimaschutz weiter vorn. Die Ausgaben heute würden niedriger ausfallen. Um den Strommarkt längerfristig zu entspannen, empfehlen die Wirtschaftsweisen auch das Betreiben der Kernkraftwerke über den 15. April 2023 hinaus [5]. Der Atomausstieg, unter anderem durch seine schlechte CO2-Bilanz schon  länger in der Kritik, kommt zur Unzeit und dürfte die Versorgungslage  strapazieren. Eine Laufzeitverlängerung ist technisch möglich [6] und auch die bisherigen Betreiber haben bereits den Willen zur Kooperation signalisiert [7]. Sogar die Wiederinbetriebnahme einer  Anlage, welche Ende 2021 abgeschaltet wurde, wird geprüft [8].  Die erhöhten Preise sind überall spürbar, ob bei der Gasrechnung oder dem Dönerpreis [9]. Es geht aber nicht darum, dass der Einzelne nun auf den teurer gewordenen Döner verzichten muss – es geht um das Überleben des Dönerladens. Denn wenn sich die Kunden keine Döner mehr leisten können, kann schon bald der Dönerverkäufer die Miete nicht mehr zahlen und muss schließen. Die Inflationsspirale nimmt ihren Lauf. Vor der Pleite stehende Unternehmen dürfen nicht im Stich gelassen werden! [1] https://www.sueddeutsche.de/politik/energiekrise-und-inflation-wirtschaftsweise-fuer-hoeheren-spitzensteuersatz-1.5688721, abgerufen am 14.11.2022 [2] https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_115.html, abgerufen am 14.11.2022 [3] https://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/presse/details/jahresgutachten-2022-pressemitteilung.html ; https://youtu.be/egKtyANdObc, abgerufen am 14.11.2022 [4] https://youtu.be/uUBtrq1js00, abgerufen am 14.11.2022 [5] https://www.rnd.de/wirtscha,ft/spitzensteuersatz-und-laengere-akw-laufzeit-wirtschaftsweisen-geben-vorschlaege-KKAR5V4GWFFYRCYHBL7PB6ECQY.html, abgerufen am 14.11.2022 [6] https://www.augsburger-allgemeine.de/wirtschaft/ukraine-krieg-experten-laengere-laufzeiten-fuer-atomkraftwerke-sind-machbar-id61918616.html, abgerufen am 04.04.2022 [7] https://www.spiegel.de/wirtschaft/akw-betreiber-bietet-laufzeitverlaengerung-an-a-bcc3fc0d-c18a-4186-9247-fd54f17efc2e, abgerufen am 04.04.2022 [8] https://www.br.de/nachrichten/bayern/bayern-prueft-wiederinbetriebnahme-von-akw-gundremmingen,Sz5R5Rt, abgerufen am 04.04.2022 [9] https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/inflation-imbissbude-in-frankfurt-am-main-verlangt-fuer-einen-doener-zehn-euro-a-92decbd5-7b78-487f-bc88-5a6151eafa52, abgerufen am 14.11.2022

Datenbank homöopathiefreier Apotheken

Du hast es bestimmt schon oft gehört: Homöopathie wirkt nicht über den Placebo-Effekt hinaus! Dennoch ist der Markt dafür groß und – das ist das eigentliche Problem – sie wird über die Krankenkassen mitfinanziert. In den Apotheken kommt man kaum daran vorbei. Seien es wirkstofflose Präparate oder eine gebündelte Masse an Literatur zur sog. „Sanften Medizin“, oder wie wir gerne sagen: Medizin auf Wish bestellt! Möchtest du gerne wissen, welche Apotheken dabei nicht mitmachen oder zumindest versuchen, diesen Unsinn so gut es geht einzuschränken, bzw. faktenbasiert dazu aufklären? Dann haben wir für dich genau das Richtige für dich: diehumanisten.de/homoeopathiefrei  Gerne kannst du uns dort auch weitere Apotheken und Einrichtungen mitteilen, solltest du welche kennen. Die beste Medizin ist die, die nachweislich wirkt! Und hier haben wir noch einmal eine Übersicht unserer bisherigen Beiträge zum Thema. Diverse Blog-Artikel: https://www.pdh.eu/2021/12/07/deutschland-land-der-dichter-und-querdenker/ https://www.pdh.eu/2021/10/24/homoeopathie-medizin-auf-wish-bestellt/ https://www.pdh.eu/2020/10/30/homoeopathie-in-zeiten-von-corona/ https://www.pdh.eu/2020/04/11/gotter-und-globuli-was-nicht-gegen-corona-hilft/ https://www.pdh.eu/2019/11/07/homoopathie-gegen-multiresistente-erreger/ https://www.pdh.eu/2019/10/04/die-humanisten-unterstuetzen-den-offenen-brief-des-inh/