
[Online] Themenabend: Menschenwürde in Politik und Alltag – Ethische Frameworks* für den zwischenmenschlichen Umgang und zur Politikgestaltung mit Dr. Andreas Wolfsteller
Wir laden herzlich zu einem spannenden Themenabend ein, an dem sich Dr. Andreas Wolfsteller, promovierter Physiker und Philosoph, im Rückblick auf das Kant-Jahr 2024 dem Status der Menschenwürde in der Bundesrepublik Deutschland widmet. Der Vortrag soll einerseits als Bestandsaufnahme dienen und andererseits mögliche Ansätze aufzeigen, die zu einem besseren Schutz der Menschenwürde in Deutschland führen könnten. Die vorgestellten Konzeptionen von Menschenwürde können als verschiedene Ausformulierungen einer verbindenden Idee betrachtet werden, die für unterschiedliche Anwendungsbereiche entwickelt wurden.
Der Schutz der Menschenwürde und die Wahrung der Menschenrechte sind in Deutschland definierte Ziele allen staatlichen Handelns. Dennoch kommt es hierzulande täglich zu kleineren und größeren Verletzungen der Menschenwürde, sowohl im alltäglichen Umgang miteinander als auch durch Äußerungen politischer Akteure nahezu aller im Bundestag vertretenen Parteien. Betroffen sind meist marginalisierte Gruppen, die ohnehin äußerst verletzbar sind.
Ausgangspunkt der Betrachtungen bildet eine Zusammenfassung der Begriffsgeschichte der Menschenwürde mit besonderem Fokus auf Immanuel Kant, dessen Arbeiten letztendlich als Grundlage für Artikel 1 des Grundgesetzes dienten und in Form der „Objektformel“ nach wie vor in die deutsche Rechtsprechung zur Menschenwürde einfließen. Bereits hier wird deutlich, dass sich der Schutz der Menschenwürde keinesfalls allein auf die Verhinderung von Sklaverei und Folter beschränken darf, sondern sich ein viel umfassenderer Gestaltungsanspruch an den Staat ergibt, dem er auch heute noch nicht immer gerecht wird.
Der zweite Teil des Vortrags widmet sich alltäglichen Verletzungen der Menschenwürde mithilfe der Psychologie des Schamgefühls. Aus Sicht der Menschenwürde gilt es, jegliche Form der Beschämung von außen zu vermeiden – jeder Mensch soll möglichst frei von Scham, d. h. ohne sich seiner selbst schämen zu müssen, durchs Leben gehen können. Als Negativbeispiel dient u. a. herabwürdigendes Verhalten in Schulen und Pflegeeinrichtungen.
Im finalen dritten Teil wird der „Capability Approach“ von Amartya Sen und Martha Nussbaum als weitere Konzeption von Menschenwürde vorgestellt. Dieser Ansatz erlaubt eine stärkere Orientierung staatlichen Handelns an politischen Zielen, die letztendlich dem übergeordneten Schutz der Menschenwürde dienen. Gleichzeitig ermöglicht der „Capability Approach“ nach Nussbaum im Anschluss an Kant die Erweiterung des Begriffs auf andere Spezies und stellt außerdem eine Brücke für die Ausarbeitung internationaler Verträge und Maßnahmen dar.
Im Anschluss an den Vortrag wird es einen moderierten Erfahrungsaustausch und Gelegenheit für Fragen geben. Diskutiere mit uns über mögliche Maßnahmen zum Schutz der Menschenwürde und für ein respektvolleres Miteinander!
Wir freuen uns auf dich und einen erkenntnisreichen Austausch!
* „Framework“ soll in diesem Zusammenhang „Rahmenkonzept“ bedeuten.
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